Freitag, 11. November 2016

Where come from?

Es gibt sicher nichts einfacheres, als mit Indern ins Gespräch zu kommen – und dies passiert täglich hundertfach. Meistens sind es Leute, die offenkundig ihre Dienste oder Waren anbieten: Straßenverkäufer, Shopbesitzer, TucTuc- oder Rikhsafahrer, selbsternannte guides und auch viele Bettler. Es benötigt schon Gelassenheit, inmitten des allgemeinen Trubels und der Hitze immer wieder von Neuem freundlich aber bestimmt Absagen zu erteilen. Ein einfaches NO genügt oft nicht, viele bestehen auch auf einer Begründung, weshalb man all die schönen und (wirklich) preiswerten Sachen nicht kaufen will. Wenn wir uns irgendwo hinsetzen, um uns auszuruhen oder zu orientieren, dauert es keine Minute, bis sich jemand dazusetzt und ein Gespräch beginnt. Dieses oberflächliche Geplauder läuft im Grunde immer nach dem gleichen Schema und schnell ist zu merken, dass sowohl die bescheidenen Englischkenntnisse als auch begrenzter Wissensstand des Gegenübers mehr Tiefgang verhindern. Zwei typische Beispiele aus den letzten Tagen:

- "Where come from?"
- "From Germany."
- "Ah yes, I know Germany, have good friends there."
- "Where?"
- "In Helsinki…"

- "Where come from?"
- "From Germany."
-  "Guten Tag."
- "Guten Tag."
- "Good football, I am fan of Michael Ballack."
- "He is retired since 10 years."
- "Oh, really?"

Gestern Abend nach Rückkehr ins Hotel gab es dann noch ein weiteres Bonmot mit klassischer Einstiegsvariante:

- "Where coming from?"
- "From Germany."
- "I like the statue of your Queen."
- "?"
Wir lesen zwar keine Nachrichten von zu Hause, hoffen aber sehr, dass Deutschland seit unserer Abreise nicht zur Monarchie zurückgekehrt ist. Weil wir auf weitere Nachfragen verzichtet haben, wird es rätselhaft bleiben, ob Freiheitsstatue, Goldelse oder vielleicht Lord Nelsons Column gemeint waren. Möglicherweise wurde zwischenzeitlich auch Angela Merkel ein (längst überfälliges) Denkmal gesetzt, von dem wir noch nichts wissen? Wie gesagt, wir lesen keine Nachrichten.

Manchmal entpuppt sich ein nettes und zwangloses Gespräch auch erst nach einer Viertelstunde zu einem Verkaufsgespräch, wenn man erfährt, dass der Gesprächspartner auf der anderen Straßenseite einen schönen Artshop, Pashminashop oder sonstigen Shop hat. Nach dem netten Gespräch einen Besuch abzulehnen, wäre natürlich ausgesprochen unhöflich („only look two minutes, not buy!“).

Nicht so recht nachvollziehbar, aber immer wieder ausgesprochen witzig, ist das ausgeprägte Interesse vieler Inder, sich mit uns fotografieren zu lassen. Da während der Diwali- Ferien viele Großfamilien unterwegs sind, werden in einer langwierigen Prozedur und in sämtliches Konstellationen mit den Familienangehörigen Fotos und Selfies mit uns geschossen. Offenbar dienen die Bilder dazu, einen großen ausländischen Freundeskreis vorweisen zu können. Alte Leute, die keine Kamera oder Handy besitzen, bitten darum fotografiert zu werden und freuen sich wie die Kinder, wenn sie sich anschließend auf dem Display sehen können.

Da sitzt man harmlos wartend vor einem Tempel
und dann...."make a photo?"

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