Vor knapp zwei Wochen, wir waren gerade in Udaipur, ereilte uns und den Rest Indiens die Nachricht, dass die größten verfügbaren Geldscheine zu 500 INR und zu 1000 INR (Gegenwert 13,50 EUR) ab sofort ungültig sind und nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Gleichzeitig wurde von Ministerpräsident Modi in einer Ansprache angekündigt, dass neue Geldscheine zu 500 und 2000 INR eingeführt werden.
Hintergrund dieser sog. demonetisation ist nach offizieller Darstellung, dass zum einen Pakistan indisches Geld zur Terrorfinanzierung druckt, zum anderen, dass riesige Schwarzgeldbestände auf diesem Wege nachträglich deklariert und besteuert werden sollen.
Um die Aktion bis zuletzt geheim halten zu können, war sie praktisch nicht vorbereitet. An den ersten zwei Tagen nach der Verkündung blieben Banken und ATMs geschlossen. Wer gerade kein Kleingeld in der Tasche hatte (größter gültiger Geldschein war die 100INR-Note zu 1,35 EUR), saß auf dem Trockenen. Um das totale Chaos zu verhindern, akzeptieren viele Unterkünfte und Tankstellen häufig noch „old money“, ebenfalls können Flug- und Bahntickets noch mit den alten Banknoten bezahlt werden, Bauern dürfen damit noch Saatgut kaufen. Die Mautstellen im Land sind außer Betrieb, weil kleine Scheine Mangelware sind.
Am dritten Tag nach der Verkündung, als die Banken wieder geöffnet hatten, haben wir Formulare ausgefüllt und uns in der langen Schlange angestellt und einmalig 4000 INR je Person alt gegen neu eingetauscht. Am ATM erhalten Inder wie Touristen bislang maximal 2000 INR, also läppische 27 EUR je Kreditkarte. Allerdings sind die Automaten meistens leer oder es stehen endlose Menschenschlangen davor. Eines der wenigen Vorrechte für Frauen in Indien ist, dass sie sich nicht in der Männerschlange anstellen müssen, sondern eine eigene Schlange aufmachen dürfen – das hat dank Anke die Warterei in der Hitze in den letzten Tagen um Stunden verkürzt. Inzwischen können die ersten ATM auch mit neuem Geld bestückt werden, so dass wir nicht mehr mit ganz so dicken Geldscheinbündeln herumlaufen müssen. Touristen, die bereit sind, einen 20-30%-igen Abschlag in Kauf zu nehmen, können auch ihre Fremdwährung bei einem privaten Money exchange gegen neues Geld eintauschen – falls vorhanden. Vor einigen Tagen haben wir konspirativ mit einem Hotelangestellten zu einem sehr guten Kurs Euros gegen einen Bündel 100-Rupie-Scheine getauscht. Wir wissen nicht, woher er das Geld hatte und mussten versprechen, niemandem davon zu erzählen.
Es gibt täglich in der Zeitung neue Ankündigungen, allerdings sieht es so aus, dass uns das money problem bis zum Ende unseres Indien-Aufenthalts verfolgen wird. Wir werden uns irgendwie damit arrangieren und am Ende sagen können: money problem? No problem, relax.
Ausreichend "Mäuse" scheint es derzeit nur im Rattentempel von Deshnok zu geben. |
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