Montag, 28. November 2016

Dehli und Haridwar

Nach einer Tagesfahrt erreichten wir vor 3 Tagen New Dehli. Im bahnhofsnahen Viertel Paraganj landeten wir in einem ziemlich grenzwertigen Hotel.  Aber es war schon dunkel und wir ziemlich k.o.. Also Bettwäsche und Handtücher austauschen und feucht durchwischen lassen. Und dann rein ins Getümmel des Main Bazar.

Am nächsten Tag - unserem letzten mit Ajit - machten wir eine richtig schöne Delhi-Sightseeing-Tour. Am beeindruckendsten fanden wir das Gandhi Memorial, das Haus mit Garten wo M. Gandhi seine letzten 144 Tage verbracht hat und wo er erschossen wurde.

Sikkh-Tempel, Eintritt nur mit Kopfbedeckung
Ghandi Smiriti, Schlafzimmer

India Gate

Am Abend entschieden wir uns für ein anderes kleines Straßenrestaurant als am Vortag. Es gab leckeres Essen und fresh juice.
Morgens um 6.45 Uhr ging unser Zug nach Haridwar. Ajit brachte uns noch hin, und der Abschied viel leider etwas hektisch aus.
Bereits im Zug war es uns beiden übel. Wir hätten es nicht mehr erwartet nach 5 1/2 Wochen, aber es hatte uns beide voll erwischt. Zum Glück hatten wir in Haridwar über booking.com ein Hotel vorgebucht, das sich als das beste und sauberste bisher herausstellte. Von 13.00 Uhr an bewegten wir uns dort nur noch zwischen Bett und Bad hin und her. Nach Frühstück (schwarzer Tee und klare Brühe) und lunch (trockener Reis mit Banane) ging es bereits etwas besser, so dass wir es sogar schafften am nächsten ATM das immer noch auf 2000 Rupien pro Karte begrenzte Geld abzuheben.

Gerade kommen wir von der Abendzeremonie, für die Haridwar bekannt ist. Dank Fahrradrikscha konnten wir den Weg zum Ganges - der hier noch ganz klar aus dem Himalaya herunter kommt - gut bewältigen. Die Lichterzeremonie war wirklich beeindruckend. Wäre schade gewesen, sie zu verpassen.



Morgen früh werden wir von Mr. Happy, dem Taxifahrer des Pool Chatti Ashram bei Rishikesh, abgeholt. Dort werden wir in einem friedlichen  Umfeld die nächste 9 Tage mit Yoga, Meditation, Mantra-Singen und Sitzen am Ganges, der da noch ein Gebirgsflüsschen ist, verbringen. Dort gibt es kein wifi, so dass wir uns für diesen Zeitraum ausklinken werden. Ab 8.12.16 werden wir uns frühestens wieder melden. Diese Auszeit können wir bestens gebrauchen und freuen uns sehr abzutauchen.

Freitag, 25. November 2016

Bikaner und Mandawa

Gegen Ende unserer fünfwöchigen Rundreise führte uns der Weg durch die Wüstenlandschaft nach Bikaner und Mandawa. In dem lauten und turbulenten Bikaner zeichnen sich der Stadtpalast und auch die Hawelis (Häuser reicher Händler) durch besonders schöne Wandmalereien mit religiösen oder zeitgenössischen Motiven aus.

Der Rattentempel von Deshnok ist übersät mit Ratten, die von gläubigen Pilgern gefüttert werden. Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, barfuß oder auf Socken zwischen Rattenkötteln rumzulaufen, so gilt es als gutes Omen, wenn einem die Ratten über die Füße laufen.



Ebenfalls nicht weit von Bikaner befindet sich die angeblich größte Kamelzuchtfarm Asiens. Besonders spaßig war es, dabei zuzusehen, wie die noch tollpatschigen Jungtiere zu ihren Müttern ins Gehege hereingelassen wurden. Zum Abschluss des Besuchs gab es leckeres Kamelmilcheis. 



In dem vergleichsweise beschaulichen Mandawa quartierten wir uns als einzige Gäste in einem Hotel mit vollständig bemalten Fassaden ein. Als ein Angestellter uns unser Zimmer zeigte, wunderten wir uns zunächst über die vielen zugezogenen Vorhänge im Raum, in dem ansonsten alle Wände und Decken ausgemalt waren. Er verriet uns dann etwas belustigt-verschämt, dass sich dahinter Bilder aus dem Kamasutra befinden (FSK 6).


Bei der Baumwollernte


Mittwoch, 23. November 2016

The money problem


Vor knapp zwei Wochen, wir waren gerade in Udaipur, ereilte uns und den Rest Indiens die Nachricht, dass die größten verfügbaren Geldscheine zu 500 INR und zu 1000 INR (Gegenwert 13,50 EUR) ab sofort ungültig sind und nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Gleichzeitig wurde von Ministerpräsident Modi in einer Ansprache angekündigt, dass neue Geldscheine zu 500 und 2000 INR eingeführt werden.

Hintergrund dieser sog. demonetisation ist nach offizieller Darstellung, dass zum einen Pakistan indisches Geld zur Terrorfinanzierung druckt, zum anderen, dass riesige Schwarzgeldbestände auf diesem Wege nachträglich deklariert und besteuert werden sollen.

Um die Aktion bis zuletzt geheim halten zu können, war sie praktisch nicht vorbereitet. An den ersten zwei Tagen nach der Verkündung blieben Banken und ATMs geschlossen. Wer gerade kein Kleingeld in der Tasche hatte (größter gültiger Geldschein war die 100INR-Note zu 1,35 EUR), saß auf dem Trockenen. Um das totale Chaos zu verhindern, akzeptieren viele Unterkünfte und Tankstellen häufig noch „old money“, ebenfalls können Flug- und Bahntickets noch mit den alten Banknoten bezahlt werden, Bauern dürfen damit noch Saatgut kaufen. Die Mautstellen im Land sind außer Betrieb, weil kleine Scheine Mangelware sind.

Am dritten Tag nach der Verkündung, als die Banken wieder geöffnet hatten, haben wir Formulare ausgefüllt und uns in der langen Schlange angestellt und einmalig 4000 INR je Person alt gegen neu eingetauscht. Am ATM erhalten Inder wie Touristen bislang maximal 2000 INR, also läppische 27 EUR je Kreditkarte. Allerdings sind die Automaten meistens leer oder es stehen endlose Menschenschlangen davor. Eines der wenigen Vorrechte für Frauen in Indien ist, dass sie sich nicht in der Männerschlange anstellen müssen, sondern eine eigene Schlange aufmachen dürfen – das hat dank Anke die Warterei in der Hitze in den letzten Tagen um Stunden verkürzt. Inzwischen können die ersten ATM auch mit neuem Geld bestückt werden, so dass wir nicht mehr mit ganz so dicken Geldscheinbündeln herumlaufen müssen. Touristen, die bereit sind, einen 20-30%-igen Abschlag in Kauf zu nehmen, können auch ihre Fremdwährung bei einem privaten Money exchange gegen neues Geld eintauschen – falls vorhanden. Vor einigen Tagen haben wir konspirativ mit einem Hotelangestellten zu einem sehr guten Kurs Euros gegen einen Bündel 100-Rupie-Scheine getauscht. Wir wissen nicht, woher er das Geld hatte und mussten versprechen, niemandem davon zu erzählen.

Es gibt täglich in der Zeitung neue Ankündigungen, allerdings sieht es so aus, dass uns das money problem bis zum Ende unseres Indien-Aufenthalts verfolgen wird. Wir werden uns irgendwie damit arrangieren und am Ende sagen können: money problem? No problem, relax.


Ausreichend "Mäuse" scheint es derzeit nur im Rattentempel von Deshnok zu geben.


Montag, 21. November 2016

Jaisalmer

Heute endet unser dreitägiger Aufenthalt in der Wüste Thar, nahe der Grenze zu Pakistan. In der Nähe des kleinen Wüstenortes Kuhri verbrachten wir nach siebenstündiger Fahrt einen sehr touristisch geprägten Abend mit Folkloremusik und Tanzdarbietungen die erste Nacht. Eingehüllt in unsere Schlafsäcke schliefen wir auf einer abgelegenen Sanddüne mit ungetrübter Sicht auf einen wunderschönen Sternenhimmel. Am Morgen weckte uns die aufgehende Sonne sowie in der Nähe umherlaufende digs (Rehe) und ein Wüstenfuchs.




Der Hauptort Jaisalmer ist fast vollständig aus gelbem Sandstein erbaut und fügt sich damit perfekt in die umgebende Landschaft ein. Mittendrin auf einer Anhöhe thront das Fort, das aus dem gleichen Baumaterial errichtet ist und mit seinen runden Türmen wie eine Sandburg aussieht. Im Fort leben rund 4000 Menschen, die in der Hauptsache vom Tourismus zu leben scheinen, da es vor Straßenhändlern, Unterkünften und Restaurants wimmelt.




Von mir (Anke) noch eine kleine Ergänzung, da unsere Wahrnehmungsschwerpunkte sich teilweise unterscheiden:
Hier haben wir eine nette Unterkunft in einem voll authentischen indischen Gässchen gefunden. Keine Autos und Mopeds, dafür um so mehr Kühe, deren Kälber teilweise sogar in den Hausfluren der sehr sauber aussehenden Häuser - deren Haustüren fast immer offenstehen- zu leben scheinen. Am Abend im Dunklen müssen wir aufpassen, dass wir nicht glücksbringend in die Kuhfladen treten, während sich die Verursacher auf den verandaartigen Hausvorsprüngen zur Nachtruhe begeben. Trotzdem fühle ich mich hier richtig wohl und genieße es mitten drin zu sein.


Sonntag, 20. November 2016

Ranakpur und Jodhpur

Während wir uns bereits auf dem Weg in Richtung Wüste Thar befinden, können wir die Erinnerungen der letzten Tage Revue passieren lassen. Von Mt. Abu aus ging die Fahrt nach Ranakpur, wo es eine besonders schöne Jain-Tempelanlage aus dem 15. Jahrundert anzuschauen gab. Diese Tempel bestehen ganz aus Marmor, alle Oberflächen der  Wände, Pfeiler und Deckengewölbe sind mit kunstvollen Reliefs überzogen.

                    


Der Weg nach Ranakpur führte durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, die mit mittelalterlich anmutenden Pflügen vor Ochsengespannen und Bewässerungssystemen, ebenfalls mit Ochsenkraft bedient,  bearbeitet werden. Von unserer Unterkunft aus liefen wir am Abend zu einem idyllisch gelegenen See, um den Sonnenuntergang zu genießen. Währenddessen haben uns einige Dorfkinder mit selbstgebastelten Blumengirlanden behängt. Eine ruhige und friedvolle Atmosphäre, bevor wir am nächsten Tag Jodhpur erreichten.




Dort empfing uns wieder das schon besonders von Varanasi bekannte chaotische Wirrwarr von hupenden Mopeds und Tuctucs in engen Gässchen, eine echte Herausforderung für unsere Hälse, Nasen, Augen und Ohren.

Etwas entnervt bogen wir nach dem Abendessen in eine ruhige Wohngasse der Altstadt ab und ließen uns einfach treiben. Vor einem Haus, aus dem indische Musik klang, blieben wir stehen und wurden spontan eingeladen, an einer Familienfeier zu Ehren Krishnas teilzunehmen. Der Hausherr zeigte uns stolz sein schönes, um einen Atriumhof gelegenes Haus mit integriertem Tempel. Vor der Krishnafigur waren bunt und lecker aussehende Speisen kunstvoll arrangiert. Wir wurden beide mit Sandelholzzeichen auf der Stirn bedacht, wie alle anwesenden Gäste, und durften an einer Zeremonie mit Live-Musik teilhaben. Ein wirklich schönes Erlebnis und Zeugnis aufrichtiger indischer Gastfreundschaft.


Am nächsten Morgen erwartete uns das bisher schönste und in all seinen Details beeidruckendste Fort, das majestätisch über der Stadt thronende Mehrangarh Fort. Die Festungsanlage, gleichzeitig pompöser Wohnsitz, konnte uns eine anschauliche Vorstellung des Lebens der Rajputen-Herrscher vermitteln.


Donnerstag, 17. November 2016

Mt. Abu

Vier erholsame Tage in der Berglandschaft von Mt. Abu liegen inzwischen hinter uns. Die Tage waren ausgefüllt mit Touren zu abgelegenen Tempelanlagen in der Umgebung, die häufig über lange Treppenanlagen erklommen werden mussten, oder mit kurzen Wandertouren zu Aussichtspunkten rund um Mt. Abu. Die kühlen Abende verbrachten wir im Garten unseres guesthouses am Lagerfeuer mit Ajit, der uns einiges zu erzählen hatte: Über Tradition und das moderne Indien, über den Hinduismus und dessen starken Einfluss auf den Lebensalltag, aber auch über die Schwierigkeiten, seine drei heranwachsenden Töchter „unter die Haube“ zu bekommen. (Zur Erläuterung: Er hat zwei Zwillingspärchen – einmal zwei Mädchen, dann ein Mädchen und einen Jungen. Trotzdem ihm die voraussichtlichen  Kosten der drei Mädchen-Hochzeiten großes Kopfzerbrechen machen, sieht er es mit Galgenhumor: „Buy one, get two“).

Blick auf den Nacci Lake und Mt. Abu



Kurze Verschnaufpause an heiliger Quelle, bevor es wieder
750 Stufen hinauf geht


Montag, 14. November 2016

Doctor fish

In Mt. Abu, einem Gebirgsort auf 1200m Höhe, sind wir gestern Nachmittag angekommen, um hier einige Tage mit kleinen Wanderungen (mit der Chance auf Kontakt zu Leoparden oder Bären in freier Wildbahn) und süßem Nichtstun zu verbringen.
Beim Schlendern durch den kleinen Ort, der am Wochenende von indischen Touristen aus dem heißen Tiefland übervölkert ist, fiel uns dieser fish-spa auf. Anfangs erzeugen die Fische durch ihr Schaben auf der Haut ein kaum auszuhaltendes Kribbeln, das -natürlich auch zur allgemeinen Belustigung der Umstehenden- meist heftiges Gelächter bei Männern und spitze Schreie bei Frauen auslöst.
Soweit  Gesundheitsbehörden oder sonstige Bedenkenträger nichts dagegen haben, wäre das doch  eine Geschäftsidee, die auch in Frankfurt oder Freiburg funktionieren kann?






Freitag, 11. November 2016

Where come from?

Es gibt sicher nichts einfacheres, als mit Indern ins Gespräch zu kommen – und dies passiert täglich hundertfach. Meistens sind es Leute, die offenkundig ihre Dienste oder Waren anbieten: Straßenverkäufer, Shopbesitzer, TucTuc- oder Rikhsafahrer, selbsternannte guides und auch viele Bettler. Es benötigt schon Gelassenheit, inmitten des allgemeinen Trubels und der Hitze immer wieder von Neuem freundlich aber bestimmt Absagen zu erteilen. Ein einfaches NO genügt oft nicht, viele bestehen auch auf einer Begründung, weshalb man all die schönen und (wirklich) preiswerten Sachen nicht kaufen will. Wenn wir uns irgendwo hinsetzen, um uns auszuruhen oder zu orientieren, dauert es keine Minute, bis sich jemand dazusetzt und ein Gespräch beginnt. Dieses oberflächliche Geplauder läuft im Grunde immer nach dem gleichen Schema und schnell ist zu merken, dass sowohl die bescheidenen Englischkenntnisse als auch begrenzter Wissensstand des Gegenübers mehr Tiefgang verhindern. Zwei typische Beispiele aus den letzten Tagen:

- "Where come from?"
- "From Germany."
- "Ah yes, I know Germany, have good friends there."
- "Where?"
- "In Helsinki…"

- "Where come from?"
- "From Germany."
-  "Guten Tag."
- "Guten Tag."
- "Good football, I am fan of Michael Ballack."
- "He is retired since 10 years."
- "Oh, really?"

Gestern Abend nach Rückkehr ins Hotel gab es dann noch ein weiteres Bonmot mit klassischer Einstiegsvariante:

- "Where coming from?"
- "From Germany."
- "I like the statue of your Queen."
- "?"
Wir lesen zwar keine Nachrichten von zu Hause, hoffen aber sehr, dass Deutschland seit unserer Abreise nicht zur Monarchie zurückgekehrt ist. Weil wir auf weitere Nachfragen verzichtet haben, wird es rätselhaft bleiben, ob Freiheitsstatue, Goldelse oder vielleicht Lord Nelsons Column gemeint waren. Möglicherweise wurde zwischenzeitlich auch Angela Merkel ein (längst überfälliges) Denkmal gesetzt, von dem wir noch nichts wissen? Wie gesagt, wir lesen keine Nachrichten.

Manchmal entpuppt sich ein nettes und zwangloses Gespräch auch erst nach einer Viertelstunde zu einem Verkaufsgespräch, wenn man erfährt, dass der Gesprächspartner auf der anderen Straßenseite einen schönen Artshop, Pashminashop oder sonstigen Shop hat. Nach dem netten Gespräch einen Besuch abzulehnen, wäre natürlich ausgesprochen unhöflich („only look two minutes, not buy!“).

Nicht so recht nachvollziehbar, aber immer wieder ausgesprochen witzig, ist das ausgeprägte Interesse vieler Inder, sich mit uns fotografieren zu lassen. Da während der Diwali- Ferien viele Großfamilien unterwegs sind, werden in einer langwierigen Prozedur und in sämtliches Konstellationen mit den Familienangehörigen Fotos und Selfies mit uns geschossen. Offenbar dienen die Bilder dazu, einen großen ausländischen Freundeskreis vorweisen zu können. Alte Leute, die keine Kamera oder Handy besitzen, bitten darum fotografiert zu werden und freuen sich wie die Kinder, wenn sie sich anschließend auf dem Display sehen können.

Da sitzt man harmlos wartend vor einem Tempel
und dann...."make a photo?"

Donnerstag, 10. November 2016

Udaipur


Da die Pushkar-Tage angenehm ausgefüllt waren, hatten wir dort abends keine Energie mehr zu schreiben. Außerdem sprechen die Bilder ja für sich. Geplant war eigentlich noch eine weitere Übernachtung, aber auf Grund der camel fair stiegen die Preise um das Mehrfache an. So entschieden wir uns, bereits am späten Nachmittag unser nächstes Ziel Udaipur anzusteuern. Für unseren Fahrer Ajit  bedeutete dies, dass er die fast sechstündige Fahrt zur Hälfte bei Dunkelheit fahren musste. Dann fahren die Autos mit eingeschaltetem Fernlicht oder auch völlig unbeleuchtet. Dazu können Fußgänger, Radfahrer und Kühe plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen. Dies lies sich für mich (Anke) nur mit Kapuze über dem Gesicht und dem Vertrauen auf meinen Indien-erprobten Schutzengel überstehen. Heil in Udaipur angekommen, bezogen wir ein gemütliches Haweli- Zimmer mit Seeblick. Auf der Dachterrasse unseres Hotels sitzen wir gerade und genießen die Aussicht auf Indiens romantischste Stadt. In der Mitte des Sees liegt das abends festlich beleuchtete Jag Mandir, ehemals Palast und heute Nobelhotel, das schon  als Filmkulisse für den James Bond-Film Octopussy diente.

Neben den schönen allabendlichen Ausblicken vom Hotel auf den idyllischen Pichola-See wird uns von den Tagen in Udaipur der riesige Stadtpalast in Erinnerung bleiben, der aus elf Einzelpalästen besteht. Während die Touristenmassen durch das Palastmuseum strömten, konnten wir uns ungestört in der eindrucksvollen Durbar Hall, einem Ballsaal aus edwardianischer Zeit, und in der Crystal Gallery, einer exzentrische Kristallglas-Sammlung, die auch komplette Inneneinrichtungen aus Kristallglas enthält, umsehen.






Gestern Abend ereilte uns die Nachricht, dass über Nacht alle 500- und 1000-Rupien-Scheine (ca. 6,50 bzw. 13 Euro) ungültig wurden. Die Banken blieben geschlossen und keiner wusste, wie es konkret weitergeht. Die Inder nehmen es überwiegend gelassen und uns bleibt auch nichts anderes übrig. Heute hatten die Banken wieder geöffnet und wir stellten uns in der langen Schlange an, um wenigstens etwas Bargeld für den täglichen Gebrauch zu bekommen. Bei der Internetrecherche zum Bargeldtausch stießen wir zufällig auf das Ergebnis der US-Wahlen – unfassbar.

Mittwoch, 9. November 2016

Pushkar

Zwei Besonderheiten sind es, die der kleinen Provinzstadt Pushkar ihre Bedeutung geben:

Zum einen steht hier Indiens einziger Brahmatempel. Dieser und der heilige See in der Ortsmitte (hier wurde die Asche Nehrus und Gandhis verstreut) ziehen unzählige Hindus an. Am "heiligsten" ist der See in den Tagen vor dem November-Vollmond, weshalb in dieser Zeit das Gedränge der Pilger in den engen Gassen des Ortes am größten ist.

Die zweite Besonderheit Pushkars ist der jährlich zeitgleich stattfindende, weltweit größte Kamelmarkt, dessen feierliche Eröffnung mit farbenfrohem Rahmenprogramm wir gestern miterleben durften. Leider haben wir den Auftritt Prem Joshuas im mela ground allerdings um zwei Tage verpasst.

Wir haben nun vier Tage hier verbracht und die pujas an den ghats am See beobachtet, sind stundenlang über den  camel ground und zwischen Abertausenden von friedlich dreinblickenden Kamelen gestreift und haben das bunte und fröhliche Treiben aufgesogen. Nach unserer Beobachtung unterscheiden sich die Herdenbesitzer hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung und ihrer Lebensweise in keiner Weise von den Wüstenbewohnern, die wir im letzten Februar -viele tausend Kilometer entfernt- bei unserer Kameltour durch die südtunesische Sahara kennengelernt haben.

Rituelle Waschungen am Lake Pushkar

Verkauf von Opferblüten vor dem Tempel

Quizzfrage: Wieviele Kamele....


Schulmädchen vor dem Tanzwettbewerb im mela ground

Freitag, 4. November 2016

Bundi

Die kleine Stadt am See erreichten wir nach 3 Stunden Fahrt von Jaipur und kamen in einem hübschen Heritage Hotel mit Seeblick und großem Garten unter.
In diesem Ort fällt es besonders schwer, sich auf das Beobachten und Wahrnehmen zu beschränken. Denn obwohl so viel Potenzial für ein wirklich ansprechendes Stadtbild vorhanden ist, wirkt alles ziemlich heruntergekommen und vernachlässigt. Aber das ist Indien: Ein ganz anderer Blick auf die Dinge, andere Prioritäten und Wertmaßstäbe...
Ein entspannter Tag liegt hinter uns mit dem Besuch des Stadtpalastes, wo es farbenfrohe, ca. 200 Jahre alte Wandmalereien anzuschauen gab. Da der Ort relativ untouristisch ist, konnten wir endlich mal ohne überengagierte Verkäufer in einigen kleinen Läden stöbern. Besonderheit des Ortes sind kunstvoll auf Seide gemalte Motive in Anlehnung an die Wandgemälde des Palastes.

Am Nachmittag besichtigten wir zusammen mit Ajit den Raniji-ki-Baori, einen über 300 Jahre alten Stufenbrunnen mit schönen Steinmetzarbeiten, leider aber auch ein Taubenparadies.

Anschließend ließen wir den Tag an einem großen See außerhalb der Stadt bis zum Sonnenuntergang an einem kleinen Wassertempel ausklingen. Hier beobachteten wir immer wieder Männer, die mitgebrachtes Mehl auf einem Steinmäuerchen ausschütteten und dieses mit Seewasser zu einem Teig verarbeiteten. Damit wurden dann die riesigen Karpfen in dem heiligen See (Angelverbot) gefüttert, was laut Ajit Glück bringen soll.




Jaipur

Nach dem Besuch des Nationalparks hatten wir uns die Metropole Jaipur als nächstes Zwischenziel ausgewählt. Die Stadt wirkte auf uns deutlich organisierter: die Motorradfahrer tragen (meistens) Helm, dank saftiger Knöllchen wird nicht wild geparkt, nur der Respekt vor Einbahnstraßenschildern hat sich noch nicht eingestellt.

Auf unserem Tagesprogramm hatten wir die touristischen Klassiker der Stadt: den Affentempel von Galta, den Palast der Winde, den außerhalb gelegenen Amber-Palace sowie Jantar Mantar, ein Gelände mit 18 riesigen astronomischen Messgeräten, u.a. einer Sonnenuhr mit einer Ablesegenauigkeit von zwei Sekunden. Weil Anke am Nachmittag bereits etwas "overpalaced"war, fuhren wir in die "pink city" eine ummauerte Stadt in der Stadt, deren Häuser tatsächlich alle im gleichen Rotton bemalt sind. Hier durchstöberten wir den quirligen Basar und Anke machte es riesigen Spaß, um jede Rupie zu feilschen.

Abends fanden wir uns in Jaipurs mit 1500 Sitzplätzen größten Kino ein, um uns ein dreistündiges Bollywood-Epos anzusehen. Obwohl bis auf einige englische Versatzsstücke nichts zu verstehen war, war es einfach, die Filmhandlung zu verfolgen. Bei jeder, durch die Filmmusik angekündigten spannenden Szene ging ein Kreischen durch den Saal, harmlose Kussszenen wurden mit heftigem Applaus quittiert. Entgegen der Erwartung des Kartenabreißers - er hatte uns maximal eine Stunde prophezeit- hielten wir den gesamten Film bis zum Happy End durch.







Donnerstag, 3. November 2016

Keoladeo NP

Nach dem Besuch von Agra ging die Fahrt weiter nach Bharatpur mit dem Keoladeo-Nationalpark, Indiens bekanntestem Vogelschutzgebiet und Weltkulturerbe.  Diesen suchten wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf. Zum ersten Mal nahmen wir uns einen guide und liehen uns Fahrräder aus. Gemeinsam mit Deepag, der, ebenfalls per Rad, ein riesiges Teleskopfernrohr geschultert hatte, verlebten wir in dem nach dem Monsum wasserreichen und weitläufigen Gelände den sicherlich friedlichsten Tag unserer bisherigen Reise. Mit Deepag hatten wir riesiges Glück: Als Sohn eines Rangers im Park aufgewachsen, konnte er uns viel Wissen über die hier beheimateten oder nur zeitweise lebenden Vögel und die weitere Tierwelt im Park vermitteln. Viele davon hätten wir ohne ihn glatt übersehen.
Unser absolutes Highlight waren jedoch die vielen Bäume voller brütender Störche mit 2-4 Jungvögeln im Nest. Alleine vor diesem Anblick und der Geräuschkulisse hätten wir gut und gerne noch einen weiteren Tag verbringen können.







Agra

Endlich haben wir gestern in Jaipur unser Tablet-Kamera-Foto-Übertragungs-Problem gelöst! Nach einigem Suchen konnten wir ein passendes Kabel auftreiben. Somit dürften die ab jetzt eingestellten Fotos auch besser werden, da wir vorher für den Blog nur Bilder verwenden konnten, die mit dem tablet aufgenommen wurden. Somit kommen heute auch erst Bilder von unserem Agra-Besuch.
Dieser Besuch war mit einigen Widrigkeiten verbunden: Zunächst war unser Hotel im lauten und umtriebigen Agra nicht so doll. Zudem stellten wir nach dem Abendessen fest, dass wir offenbar das sicherste Zimmer des ganzen Hotels hatten. Als weder wir noch das gesammelte anwesende Hotelpersonal die Zimmertür geöffnet bekamen, wurde der „roomboy“ per Moped zuhause eingesammelt. Er kam dann, einen halben Esslöffel Öl balancierend, die Treppe hoch und einige Minuten später konnten wir endlich schlafen gehen.
Der Besuch des Taj Mahal war für den nächsten Morgen zum Sonnenaufgang geplant. Dummerweise versagte da unser Handy-Wecker, und wir wachten genau zu der Zeit auf, als wir mit Ajit losgehen wollten. Also ohne Dusche schnell angezogen und runter gehetzt. Ajit erwartete uns mit der Frage: „Do you have your passports?“ Antwort:“Oh, no!“ Nach einigen Fehlversuchen, nochmals in unser Zimmer zu gelangen, wollte man bereits wieder den „roomboy“ her beordern.  Doch das mochten wir dem netten Mann nicht schon wieder antun und Rainer versuchte es erneut. Auf einmal ging die Tür auf. Alle Hotelangestellten, die inzwischen um uns versammelt waren, applaudierten, und einer meinte zu mir: “Oh, you have a magic husband!“  Ajit beruhigte uns dann noch mit leckerem Masala-Tee vom Straßenstand gegenüber und begleitete uns zum Eingangsbereich.
Wenig später fanden wir uns zwischen Menschenmassen aus indischen Großfamilien und Touristen aus aller Welt wieder. Dann die nächste Aufregung: Mein Eintrittsticket war weg! Das bemerkte ich erst, als wir schon – getrennt nach Frauen und Männern - in langen Warteschlangen für die strengen Sicherheitskontrollen anstanden. Der Kontrolleur ließ mich nicht passieren und forderte mich auf das Ticket zu suchen. Es folgte viel Hin und Her zwischen Hunderten von Menschen. Das Ticket war natürlich nicht auffindbar. Und der Herr am Verkaufsschalter war nicht bereit mir ein Zweit-Ticket zu geben. Also wurde ich zu einem Polizisten geschickt, erntete nur Achselzucken, und von diesem zum Sicherheitsbeamten nahe der der Stelle, wo die Tickets kontrolliert wurden. Den Tränen nahe und ohne Frühstück im Magen, schilderte ich auch ihm mein Problem. Und dank diesem netten Herrn, der umgehend veranlasste, dass ich unter der Absperrung hindurch gehen durfte, bekam ich am Ende doch noch eines der berühmtesten Bauwerke der Welt zu sehen. Selbst meinen „magic husband“, der schon vorgegangen war, fand ich auf einmal inmitten der riesigen Menschenmassen, die vor dem Taj Mahal wie Ameisen wirkten.
Nach ausgiebigen Besuch und des imposanten Bauwerks und spätem Frühstück war Aufbruch nach Bharatpur, unserem ersten Ziel in Rajasthan. Dort erlebten wir das Diwali-Fest--- siehe letzter Eintrag.