Mittwoch, 1. Februar 2017

Kalaw

Mit einem Überflug über das Tempelfeld am frühen Morgen nahmen wir Abschied von Bagan und die kleine Propellermaschine brachte uns nach einstündigem Flug nach Kalaw (sprich Kalau). Die ehemalige Hillstation in den westlichen Shan-Bergen hat zwar keine allzu großen touristischen Reize, ist aber Ausgangspunkt einer sehr beliebten dreitägigen und ca. 70 km langen guided Tour, die wir uns nach einigen Tagen Aufenthalt in Kalaw ebenfalls vorgenommen hatten. Es begann alles sehr entspannt, auf dem local market entdeckten wir das erste Mal nach mehr als drei Monaten Käse, dazu in einer Bäckerei frisches Baguette-  ein Freudenfest! Am zweiten Tag musste Anke den Aufstieg zu zwei am Ortsrand gelegenen Pagoden, einer Höhlenpagode mit unzähligen Buddhastatuen und einem Bambusbuddha, der mit etlichen Lackschichten und dann mit Gold überzogen ist, schon alleine antreten, weil ich Fieber bekommen hatte und mich lieber im Bett schonen wollte, um für die Wandertour fit zu sein.




Leider stieg das Fieber abends so an, dass wir einen Arzt ins Hotel rufen mussten, der nach vielen Fragen und kurzer Untersuchung Medikamente daließ und zwei weitere Tage Bettruhe verordnete. Das bedeutete dann für mich, die Tour abzusagen und das Hotelzimmer um zwei Tage zu verlängern. Zum Glück waren  wir in einem ausgesprochen angenehmen Hotel abgestiegen, durch das Fenster schien den ganzen Tag die Sonne in den Raum, der Blick auf die kieferbewaldeten Berge war grandios und durch die geöffnete Balkontür drang den ganzen Tag der Chor der Kinderstimmen aus der nahegelegenen Schule.

Wegen der guten und netten Betreuung im Hotel war es aber keineswegs nötig, dass Anke ihre Tour auch absagte. So marschierte sie dann am nächsten Morgen mit kleinen Gepäck für zwei Übernachtungen los.

(Anke:) Am Samstag bin ich bereits wohlbehalten und ohne Blasen an den Füßen in Nyaungshwe am Inle-See angekommen, wo mich Rainer am Hotel erwartete. Er war netterweise vom Tourveranstalter gemeinsam mit unserem Gepäck dort hin gebracht worden.
Hinter mir liegen 2 ½  ausgefüllte Wandertage, die ich in einer ausgesprochen sympathischen, internationalen Gruppe von 7 Männern, 3 weiteren Frauen und einem lokalen guide sehr genossen habe.
Den ersten Tag empfand ich am anstrengendsten, landschaftlich aber am reizvollsten. Wir liefen lange bergauf, immer mit Blick auf die vielen Teeplantagen in den Berghängen. Diese gingen später in Orangenplantagen über.


Das Mittagessen wurde in einem kleinen Bergrestaurant, welches nur für die kleinen Trecking-Gruppen kocht, lecker frisch für uns zubereitet. Wenig später fanden wir uns alle im großen Wohnraum einer Shan-Familie wieder, wo uns Tee gereicht wurde, und am Spätnachmittag kehrten wir in einer landestypischen Teestube an einem Dorfbahnhof ein. Die Familie bekam natürlich einen kleinen Obulus zum Abschied, aber in den Teestuben wird der „local tea“ (Grüner Tee) kostenlos zur Verfügung gestellt, wenn man eine Kleinigkeit, z.B. das ständig notwendige Wasser, dort kauft.
Ziemlich k.o. und mit etwas schmerzendem Rücken erreichten wir zum Sonnenuntergang unseren homestay. Dies bedeutete, dass wir alle gemeinsam auf einer Art geschlossenem Dachboden auf dünnen Matratzen, aber versorgt mit dicken Decken, gegen die empfindliche nächtliche Kälte, übernachteten. Ansonsten gab es in dem Raum nur noch den traditionellen Familienschrein mit einem, flapsig ausgedrückt, „Disco-Buddha“ dessen Heiligenschein wie eine kitschige Weihnachtsdeko in bunten Farben blinkte. Der Boden war mit sauberen Bastmatten ausgelegt und durfte dementsprechend, wie alle Wohnräume im Land nur ohne Schuhe betreten werden.


„Geduscht“ wurde, wie in den Shan- Bergdörfern und auch sonst vielerorts im Land üblich, indem man sich draußen in einem kleinen abgemauerten, nach oben offenen Räumchen mit einem Metallschälchen kaltes Wasser aus einem großen, gemauerten Waschbottich übergoss. Da es schon langsam dunkel und kälter wurde brauchten wir dafür alle nicht besonders lange. Und nach dem gemütlichen, wieder lecker, frisch gekochten, an einem großen Tisch genossenen Abendessen, begaben wir uns ziemlich zeitig in unsere berghüttenähnlichen Gemächer. Ich hatte mir für die beiden Nächte Schlaftabletten, die ich sonst nur während, oder nach einem langen Flug nehme, eingepackt.  So wachte ich am nächsten Morgen in dieser gemütlichen Gemeinschaftsunterkunft überraschend ausgeruht auf.
Der zweite Tag führte uns nach einem üppigen, kräftigendem Frühstück, anfangs vor allem durch Dörfer, in denen Chili angebaut und auf riesigen Planen in der Sonne getrocknet wurde. Immer wieder wurden wir vom herrlichen Duft dieser leuchtend roten Schoten eingehüllt.


Trotz der vielen Treckinggruppen, die seit Jahren täglich durch diese Dörfer wandern, führen die Menschen dort ihr normales Leben in aller Ruhe weiter. Eine sehr schöne Form von sanftem Tourismus, der allen zugute kommt.


Lunch gab es wieder in sehr gemütlicher kleiner Runde in einem homestay, von einer Shan-Familie zubereitet.


Dann ging es, immer mit herrlicher Aussicht auf die sanften Hügel der Shan-Berge, bergauf, bergab, vorbei an Reisfeldern und an Bahngleisen entlang zu einer sehr ähnlichen Unterkunft wie am Vortag.


Am dritten und letzten Wandertag erreichten wir gegen Mittag unser Ziel Indein am Inle-See. Dort bestiegen wir nach dem letzten gemeinsamen lunch zwei Boote, die uns in einer Stunde quer über den riesigen See  nach Nyaungshwe brachten. Die Fahrt ging vorbei an den für diese Gegend typischen schwimmenden Gärten, Stelzenhäusern im Wasser und den wohl interessantesten Fischern Asiens. Hierauf gehen wir im nächsten post ein.

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