Dienstag, 13. Juni 2017

Ella bis Kandy

Nach drei ausgefüllten Tagen in Ella wollten wir nach Kandy weiterreisen. Unser Fahrer Janaka schlug uns vor, die erste Hälfte der Strecke bis nach Nuwara Elya doch mit der Bahn zurück zu legen, um die einmalige Berglandschaft besser auskosten zu können.


Der Bahnhof in Ella und die Zugfahrt entsprach unseren verklärten Erinnerungen an die deutsche Bundesbahn der 70er Jahre: am Schalter gab noch gestanzte Pappfahrkarten, der Fahrpreis für die zweieinhalbstündige Fahrt in der 2.Klasse lag bei umgerechnet 70ct - die 3. Klasse wäre für die Hälfte zu haben gewesen, die Schranken wurden noch manuell betätigt, die Bahnhofsvorsteher trugen adrette weiße Uniformen und die Reisegeschwindigkeit betrug maximal 30 km/h.


Die Fahrt durch das zentrale Hochland führte zunächst durch Teeplantagen, später durch landwirtschaftliche Flächen mit aufwendigen Bewässerungssystemen für die Reis- und Gemüsefelder. Der höchste Punkt der Bahnstrecke lag bei fast 1900 m.ü.M., so dass sich immer wieder spektakuläre Fernsichten ergaben. In Nuwara Elya  erwartete Janaka uns bereits, um uns zu unserem homestay in  Kandy zu bringen. Unterwegs legten wir noch einen Stop an der Glenloch Teafactory ein, wo uns eine nette Dame den Herstellungsprozess der verschiedenen Teequalitäten erläuterte und uns anschließend zu einer Teeprobe einlud.


Ficus benjaminus am Wegesrand

Kandy präsentierte sich an unserem ersten Besichtigungstag als hektische und laute Stadt. Von einem Aussichtsberg mit einer großer Buddhastatue hatten wir einen schönen Blick über das recht überschaubare Stadtzentrum, das rundum von bewaldeten Berghängen umgeben ist, so dass wir uns fragten, wo denn die 2,1 Mio Einwohner Kandys leben. Doch die großen Wohnbezirke befinden sich in Seitentälern, die - von den Bergen verdeckt - nicht einsehbar sind. Es führen nur drei Zufahrtsstraßen nach Kandy, so dass permanent Verkehrschaos herrscht.


Einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums besichtigten wir den buddhistischen Gadaladenya Tempel, eine alte Tempelanlage auf einem Granitfelsplateu, die aus dem 14. Jahrhundert stammt und noch zahlreiche hinduistische Elemente enthält.


Aus der gleichen Zeit stammt der nahegelegene Sri Lankathilaka Tempel, der sehr ähnlich angelegt, aber etwas besser erhalten ist.



Einen Besuch der Royal Botanic Gardens hatte uns unser netter host dringend ans Herz gelegt. Tatsächlich waren wir von der großzügigen Parkanlage mit seinen vielen exotischen Bäumen und Pflanzen begeistert, so dass die Zeit dort viel zu schnell verging.




Das wichtigste Ziel eines Kandybesuchs allerdings ist der Zahntempel. Die Buddhareliquie ist Sri Lankas größter und meistverehrter religiöser Schatz. Die Kaskade, in der man den heiligen Zahn aufbewahrt, wird dreimal täglich zur Schau gestellt und ein langer Strom von vielen Gläubigen, mit Lotusblüten als Opfergaben, und wenigen Touristen zieht daran vorbei, um einen kurzen Blick darauf werfen zu können.


Fast alle Gläubigen sind in weiß gekleidet, dies gibt dem Ereignis trotz des Menschenandrangs einen feierlichen Rahmen.


Umgeben ist der Zahntempel von zahlreichen weiteren kleinen, auch hinduistischen Tempeln, Museen und anderen Gebäuden. In einem separaten Bau wird der (ausgestopfte) Elefant Raja verehrt, der die Zahnreliquie mehr als 50 Jahre lang in den jährlich statt findenden Prozessionen durch die Straßen Kandys getragen hat.



Seitlich die Stoßzähne der königlichen Elefanten, die die Zahnreliquie trugen

Heute Morgen verabschiedeten wir uns von unseren überaus gastfreundlichen und hilfsbereiten airbnb-hosts, einem um die 60 Jahre alten total liebenswerten Ehepaar, das uns drei Tage mit leckerstem selbst zubereiteten Essen, vorrangig mit Zutaten aus einer eigenen Plantage, und vielen nützlichen Informationen versorgt hat.


Der ehrmalige Lehrer hat sich so gemeinsam mit seiner Frau nach seiner Pensionierung und dem Auszug der drei erwachsenen Kinder eine für alle Seiten rundum bereichernde Nebenbeschäftigung kreiert. Sie lassen durch die vielen internationalen Gäste einfach die Welt zu sich in ihr schönes Haus mit herrlichem Garten in einer völlig ruhigen Wohnlage kommen. Das war unsere netteste und persönlichste Unterkunft seit langem!

Gemüsemarkt in Kandy

Straßenszene in Kandy

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