Samstag, 17. Juni 2017

Kandy bis Habarana

Nach zwei Tagen im quirligen Kandy freuten wir uns wieder aufs Land. Der Schwerpunkt unseres Besichtigungsprogramms sollten aber die Tempelanlagen, insbesondere auch Höhlentempel,  aus der langen buddhistisch geprägten Geschichte des Landes bleiben.

Gar nicht weit außerhalb von Kandy steht der Degaldoruwa Temple auf einem Felsplateau. Ein junger Mönch erklärte uns die Anlage, die aus dem 18. Jahrhundert stammt und vor allem für seine mit Naturfarben hergestellten Fresken bekannt ist. Leider macht die eintretende Feuchtigkeit den Malereien sehr zu schaffen.



Nicht weit von Matale liegt der Aluvihara Rock Cave Temple, bestehend aus mehreren kleineren Höhlentempeln. Die Besonderheit dieses Tempels ist, dass hier Mönche im Auftrag des Königs erstmals buddhistische Regeln, die bis dahin nur mündlich überliefert wurden, auf Palmblättern festgehalten haben. Die Original-Schriften wurden bei einem Brand vernichtet und im 19. Jahrhundert dann nochmals gefertigt. Ein alter Mann demonstrierte uns, wie mühsam es ist, die Palmblätter zu beschriften, die allerdings dann auch 300 Jahre alt werden können.


Auf einem Berg weit oberhalb der Höhlen thront eine gewaltige Buddhastatue, deren Besichtigung wir auf halber Strecke abbrechen mussten, zum einen weil die Mittagshitze beim Aufstieg unerträglich wurde, zum anderen, weil Anke sich an einer vorstehenden Baumwurzel unglücklich den Fuß umknickte und die Schmerzen irgendwann zu groß wurden.


Kurz vor unserem Übernachtungsort Naula schauten wir uns am Spätnachmittag nur noch die Nalanda Gedige an, eine Tempelruine aus dem 8. Jahrhundert, die idyllisch an einem Seeufer gelegen ist.



Am nächsten Tag blieben wir in Naula, wo wir eine nette Cabana, die an ein kleines familiengeführtes Hotel angebunden war, bewohnten. Die Eigentümer hatten versucht, auf der 10ha großen Anlage Bohnen anzubauen, aber dies wurde von wildlebenden Elefanten, die hier durch den Dschungel ziehen, zunichte gemacht.
Da Ankes Schmerzen beim Gehen nach einer spontanen Behandlung durch einen Helfer der Anlage über Nacht zwar erheblich nachgelassen hatten, aber immer noch hinderlich waren, beschlossen wir nach einem kurzen Pflichtbesuch in einem Spice and Herbal Garden, einen ayurvedischen Arzt aufzusuchen. Dieser bisher erste Arztbesuch von Anke in einem Urlaub überhaupt war ein sehr interessantes und schönes Erlebnis: Zunächst mussten wir gemeinsam mit unserem Fahrer Janaka und dem 10-jährigen Sohn des Doktors vor dessen Haus auf ihn warten.


Schließlich kam er mit seiner  kleinen Tochter, die er von der Schule abgeholt hatte, im Tuctuc angefahren. Die Behandlung in einem winzigen Raum direkt am Haus bestand zunächst aus dem Auftragen eines Öles, über das der buddhistische Arzt zuvor ein kurzes Gebet gesprochen hatte. Dann ging er hinaus und kam mit einem Stück spezieller Baumrinde zurück. Dieses wurde in Öl getränkt und mit Mull um den Knöchel gewickelt. Fertig. Der noch recht junge Arzt erzählte unserem Fahrer, dass bereits sein Großvater und sein Vater ayurvedische Ärzte waren und er die Rinde selbst im Wald gesammelt habe. Auf Hinweis von Janaka überreichte Rainer dem Arzt schließlich sein Honorar mit zusammen gefalteten Händen und einer schönen Geste in einem frischen Blatt. Und als Anke den Rindenwickel am nächsten Morgen wie verordnet abgenommen hatte, fühlte sich alles wieder ziemlich normal an. Ein Glück!


Zu den sehenswertesten buddhistischen Höhlentempeln Sri Lankas zählt der Raja Maha Vihara oberhalb von Dambulla, den wir am nächsten Morgen als erstes aufsuchten. Fünf nebeneinander liegende, aus dem Felsen gemeißelte Höhlen aus unterschiedlichen Epochen, die von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt wurden. Die meisten der rund 150 Buddhastatuen, teilweise ergänzt um hinduistische Götterdarstellungen, sind ebenfalls aus dem massiven Granit herausgeschlagen worden. Alle Wände sind mit Bildern aus Buddhas Leben ausgemalt. In dem gedämpften Licht der Höhlen geht von den Bildnissen eine starke Wirkung aus.



Unser nächstes Ziel war der Pidurangala rock. Er liegt gleich neben dem wegen seiner „Wolkenmädchen“ sehr viel bekannteren Sigiriya rock. Die beiden Felsmonolithe ragen aus der ansonsten flachen, mit Urwald bedeckten Landschaft heraus und bieten von oben eine phantastische Sicht. Anke traute sich den steilen Aufstieg noch nicht gleich wieder zu, und wegen des überzogenen Touristen-Eintrittspreises für den Sigiriya rock, entschloss Rainer sich, auf die Wolkenmädchen zu verzichten und stattdessen alleine den teilweise beschwerlichen Aufstieg auf den Pidurangala rock auf sich zu nehmen. Auf halber Höhe befindet sich ein liegender Buddha, vor dem die Verwitterung nicht halt gemacht hat, der aber trotzdem von seiner Ausstrahlung nichts eingebüßt hat.


Das letzte Wegstück war eine Kletterpartie über Felsen, doch der anschließende Ausblick lohnte die Mühen allemal.


Nach dieser sportlichen Betätigung erreichten wir am Nachmittag Habarana, wo wir drei Nächte verbringen wollten. Der Ort hat außer einem schönen Bewässerungssee, der abends auch von wild lebenden Elefanten zum Baden aufgesucht wird, nicht sehr viel zu bieten. Er ist allerdings Ausgangspunkt für Safaris in den wenige Kilometer entfernten Minneriya NP, der wegen seiner Population von etwa 300 Elefanten einer der meistbesuchten NP in Sri Lanka ist. So setzten auch wir uns nachmittags in einen Safari-Jeep und ließen uns zum Minneriya-NP bringen. Dort konnten wir u.a. teilhaben, wie eine Gruppe von vielleicht 30 Elefantenmüttern mit ihren Jungtieren aus dem Dschungel erschien, noch eine Weile im Grasland weidete, um dann ein Bad im See zu nehmen. Ein wunderschönes Naturerlebnis. Am See tummelten sich neben zahlreichen, uns teilweise unbekannten Wasservögel auch ein Krokodil.





Den Folgetag verbrachten wir mit einem ganztägigen Ausflug zu zwei echten Geheimtipps: Zunächst fuhren wir nach Arankale, einer Einsiedelei und einer dem Verfall preisgegebenen Klosteranlage. Hier lebte über viele Jahrhunderte eine besondere Gruppe von Mönchen, die sich in Leichentücher kleidete, nur einmal täglich aß und viele Stunden am Tag mit Meditieren auf speziellen Meditationsplattformen zubrachte. Diese beeindruckende, nur schwer erreichbare Anlage mitten im Dschungel mit einer ganz besonderen Atmosphäre durften wir ganz alleine auf uns wirken lassen.



Dann suchten wir das nur wenige Kilometer entfernte  Ridi Vihara (deutsch: Silberkloster) auf, ein heute noch aktives Kloster mit einem Felsentempel auf zwei Ebenen. Er enthält u.a. einen liegenden Buddha, der die Höhle in seiner Länge komplett ausfüllt. Hier begegneten wir lediglich einer freundlichen Gruppe älterer Pilger die alle feierlich Blumen und Blüten als Opfergaben vor sich her trugen. Beide Ziele waren absolut lohnenswert, und wir haben den ganzen Tag keinen ausländischen Touristen getroffen. Auch mal schön.




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