Mittwoch, 19. Juli 2017

Mongolei - Tag 11 - 14

In der Bezirksstadt Tsetserleg hatten wir uns einen ganzen Tag Zeit genommen, Nadaam hautnah zu erleben. Im städtischen Stadion fanden morgens verschiedene Tanzauftritte und Gesangsdarbietungen in bunten Kostümen statt. Die wichtigsten Ereignisse des Festes sind allerdings neben den Pferderennen die Ausscheidungskämpfe der Ringer und der Bogenschützen.



Dabei scheint nicht der sportliche Ehrgeiz in Vordergrund zu stehen. Die Wettkämpfe der Ringer folgen einem für uns eigentümlichen, schönen Ritual: Die starken Männer „schweben“ in die Arena, den Flug von Adlern nachahmend. Die Bogenschützen bekommen ihre Treffer in einer Zeichensprache angezeigt, untermalt von aufmunterndem Gesang. Drumherum findet eine große Volksbelustigung statt, die uns an unsere Kirmesveranstaltungen der 70er Jahre erinnerte. So gab es Ringewerfen auf Pferdeköpfe aus Holz, Werfen auf einen Basketballkorb oder Pfeilewerfen auf Luftballons. Die meisten Leute erschienen in ihren mongolischen Nationaltrachten, viele davon zu Pferde, ein wirklich buntes und exotisches Treiben.




Nach einer Nacht am Waldrand ganz in der Nähe des Hauses unseres Kochs ging die Fahrt am nächsten Tag weiter nordwestwärts. Inzwischen wurde das Gras grüner, die Viehherden und Jurten zahlreicher als in der Halbwüste im Süden. Die Landschaft blieb während der ganzen Fahrt malerisch schön, die grundsätzlich weißen Jurten schauen wie die Wiesenchampignons aus dem Steppengras.

Jurten, die es in verschiedenen Größen gibt, sind im übrigen absolut genial auf die Bedürfnisse der Nomaden abgestimmt. Sie bestehen aus Scherengitterwänden aus Weidenholz, Holzstreben für das Dach, einem Dachkranz, der meist von zwei Innenstützen getragen wird, einer hübsch bemalten Eingangstür, Filzmatten als Dach- und Wandbekleidung und einer wasserdichten, weißen Bespannung zum Schutz gegen Wind und Wetter. Das Ganze kann von zwei Leuten innerhalb 1-2 Stunden auf- oder abgebaut werden und bequem auf einem Autodach oder im Kofferraum zum nächsten Standort transportiert werden. Wir haben festgestellt, dass es auch bei unerträglicher Mittagshitze drinnen immer noch angenehm kühl und luftig war. In der Mitte der Jurte steht meist ein einfacher Stahlofen, mit dem gekocht und geheizt wird. Das Mobiliar beschränkt sich traditionell auf zwei kleine Schränkchen, zwei Betten, einen kleinen Tisch und Regale für Küchenutensilien. Manchmal wohnen ganze Großfamilien in einer einzigen Jurte. Da die Nomaden mehrmals im Jahr umziehen, um geeignetes Weideland für ihre Herden zu bekommen, ist ein Umzug üblicherweise innerhalb eines Tages erledigt.



Höhepunkt  des Tages war ein Halt an einem Canyon, Chluntiin Gol. Hier hat ein kleiner Fluss über die Jahrtausende eine malerische Schlucht in die Hochsteppe gegraben.


Hinter dem Ort Tariat fanden wir abends wieder einen der phantastischen Übernachtungsplätze, umrahmt von Bergen und mit Blick auf einen großen See, Terchin Tsagan Nuur. Wir beschlossen spontan, hier noch eine weitere Nacht anzuhängen.


So hatten wir am nächsten die Gelegenheit, einen kleinen Ausflug zu einem vor 8000 Jahren erloschenen Vulkan zu machen. Nach einem etwas schwierigen Aufstieg über den gerölligen Bergkegel erreichten wir den Kraterrand und umrundeten ihn in aller Ruhe, den schönen Fernblick über die umgebende Landschaft genießend.


Die Weiterfahrt führte uns über eine Passstraße, Solongotiin Dawa, auf etwa 2500 m über Meeresspiegel.

Oowo auf der Passhöhe

Die Straßenverhältnisse waren leider weiterhin bescheiden, zum Teil brauchten wir mehr als eine Stunde für 20km Fahrstrecke.

Mehrspurige Straße auf mongolisch

Schließlich erreichten wir dann doch  die Kreisstadt Toson Tsengel zum Proviantvorrat auffüllen,und anschließend wieder einen handverlesenen Übernachtungsplatz, diesmal am Fluss Ider.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Beiden!
    Es macht viel Freude, Eure Berichte zu lesen.
    Hört sich alles sehr abenteuerlich an.
    Liebe Grüße aus der sommerlichen Eifel
    Birgit&Co

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