Sonntag, 22. Januar 2017

Bagan

Vor drei Tagen fuhren wir die Strecke, die wir einige Tage zuvor mit Zug, Pickup und Taxi von Mandalay nach Hsipaw zurück gelegt hatten, innerhalb von 5 Stunden mit einem shared taxi wieder zurück. Eine sehr ungemütliche Fahrt dieses Mal, mit voll gepacktem Auto über staubige und volle Straßen. Die Nacht verbrachten wir wieder in Mandalay und trafen am Abend in unserer Unterkunft eine nette Bekannte aus unserem Englischkurs in Bonn. Mit ihr und ihrem Mann hatten wir ein gemütliches Abendessen und verabschiedeten uns mit der Gewissheit, dass wir uns noch mindestens einmal in Myanmar wieder treffen werden.

Am nächsten Morgen hieß es um 5 Uhr aufstehen, um rechtzeitig am Schiff zu unserem nächsten Ziel Bagan zu sein, das wir bei Sonnenuntergang erreichten. Der Ayeryarwaddy zeigt sich hier in seiner ganzen Vielfalt, manchmal kilometerbreit mit riesigen Sandbänken, mit einer Armada von alten und qualmenden Lastkähnen und kleinen Fischerbooten, und immer schauen an den Ufern gerade irgendwo goldene Kuppeln hinter den vorbeiziehenden Landschaften und kleinen Dörfern heraus. Wir hatten es uns auf dem Sonnendeck bequem gemacht und die überaus angenehme und gemütliche Fahrt in Bambusliegestühlen verbracht. So fühlt sich Urlaub an.

Hier, mitten auf diesem riesigen Fluss, empfinde ich (Anke) gerade eine große Dankbarkeit. Dabei denke ich zuerst an meine ehemalige Kollegin Erika H. , deren viel zu früher, plötzlicher Tod kurz vor ihrem 60sten Geburtstag die Pläne zu unserer Auszeit erst konkret werden ließen. Ebenso dankbar bin ich unseren Arbeitgebern, dass wie mit dieser Reise nicht bis zur Rente warten müssen. In mehr als 10 Jahren würde vieles sicherlich beschwerlicher sein.





Über das riesige Tempelfeld von Bagan sind wir nun zwei abwechslungsreiche und auch anstrengende Tage mit E-Rollern (hier heißen sie E-bike) gestreift, mit ihren breiten Reifen genau das ideale Verkehrsmittel, um die Pagoden, Klöster, Stupas und Schreine zu erkunden. Die meisten der 3400 (!) religiösen Bauwerke stammen bereits aus dem 11. und 12. Jahrhundert und befinden sich in entsprechendem Erhaltungszustand. Manchmal sind aber auch originale Wandmalereien, Statuen und Reliefs noch hervorragend erhalten. Insgesamt bilden die unendlich vielen Spitzen, die zwischen den Bäumen herausschauen, eine wirklich eindrucksvolle und malerische Kulisse.






Mittwoch, 18. Januar 2017

Pyin U Lwin und Hsipaw

Weiter ging es am nächsten Morgen nach dem Frühstück mit einem „shared taxi“ Richtung Norden zur ehemaligen britischen Hillstation Pyn U Lwyn. Ich saß mit zwei einheimischen Frauen zusammen hinten und Rainer mit seinen langen Beinen vorne. Nach ca. 2 Stunden waren wir schon da und nutzten den Rest des Tages für einen ausgiebigen Aufenthalt im sehenswerten, großzügigen und liebevoll angelegten Botanischen Garten. Eine Wohlfühloase nach dem lauten und staubigen Mandalay. Zurück nahmen wir die ortsübliche Pferdekutsche und konnten so einen guten Eindruck des beschaulichen Städtchens  außerhalb des Zentrums gewinnen.


Für den kommenden Tag war eine Zugfahrt über die berühmteste Eisenbahnbrücke Myanmars, das Gokteik-Viadukt, geplant. Wir waren zwar pünktlich am Bahnhof, doch der Zug hatte gut 2 Stunden Verspätung. So warteten wir geduldig mit anderen Touristen und vielen Einheimischen am Bahnsteig.
Nach drei Stunden gemütlicher Fahrt durch aufwändig von Hand bewirtschaftete, kleinteilige und vielfältige landwirtschaftliche Flächen, schöne Landschaften und kleine Dörfer mit winkenden  Kindern kam die 111 m hohe und fast 800 m lange Stahlkonstruktion in Sicht, welche wir dann im Schritttempo überfuhren. Ein spannendes Erlebnis, nicht nur für Eisenbahnfans.


Da wir nicht die ganze Strecke bis zu unserem Ziel Hsipaw mit dem Zug zurück legen wollten, war der Plan, an der nächsten Station hinter dem Viadukt auszusteigen und mit einem shared taxi weiter zu fahren. Unsere Überraschung war groß, als wir mit unserem Gepäck ausgestiegen waren und  feststellen mussten, dass es in dem Örtchen keine Taxis gab. Auf drei Mopeds verteilt, brachten uns drei Jugendliche an die nächste Hauptstraße, wo auch die Busse fuhren. Dort standen wir dann gegen 15 Uhr an der Straße und erfuhren, dass der nächste Bus nach Hsipaw erst um 18 Uhr kommen sollte. Also hielten wir einen großen Pickup an, nahmen zwischen Autozubehörteilen auf dem Boden der Ladefläche Platz, und waren -trotz durchgeschüttelter Knochen- heilfroh, auf diesem Wege innerhalb einer guten Stunde und vor Einbruch der Dunkelheit an unserem Hotel in Hsipaw abgesetzt zu werden.

In diesem beschaulichen Örtchen im nördlichen Shan-Staat sitzen wir gerade in „Mrs. Popcorns Garden“. Die Besitzerin, eine verwitwete ehemalige Lehrerin, hatte vor 5 Jahren mit dem Verkauf von Popcorn angefangen, ihre Rente aufzubessern. Durch die Unterstützung einer Niederländerin ist auf ihrem großzügigen Grundstück mit riesigem Nutzgarten ein uriges, mit Bambusstühlen und Strohdächern bestücktes straußwirtschaftähnliches Restaurant mit leckerer lokaler Speisekarte entstanden.


Alle Besucher werden höchstpersönlich von ihr willkommen geheißen.  Nach einem so schönen Fleckchen einfach nur zum nichts tun hatten wir uns seit Wochen gesehnt.
So war klar, dass wir heute, an unserem zweiten Tag vor Ort und unserem gestrigen Besuch bei ihr nochmal für länger hier einkehren würden.


Zuvor waren wir nach dem Frühstück mit Leihrädern  vom Hotel zu heißen Quellen außerhalb des Ortes geradelt. Diese entpuppten sich als eine Art natürliches Wasserbecken am Flussrand. Wir entschieden uns für ein Fußbad, doch die Einheimischen nutzten es für die ausgiebige Körperpflege der ganzen Familie gleichzeitig. So genossen wir die fröhliche Atmosphäre dort eine ganze Weile.


Auch gestern waren wir mit Leihrädern unterwegs, die sich perfekt eignen, die hübsche Gegend um Hsipaw mit seinen kleinen, typischen Shan-Dörfern zu erkunden. Morgens radelten wir gemütlich am Fluss entlang und genossen die ländliche und urtümliche Atmosphäre.


Auf dem Weg lag eine Dorfschule in deren riesigem Raum drei Gruppen Kinder vom Kindergartenalter bis ca. Ende Grundschule in verschiedenen Ecken unterrichtet wurden. Die Besichtigung von Schulen im  Land sind jedes Mal ein besonderes Erlebnis.


Am Nachmittag stand die Besichtigung des nahe gelegenen Shan-Palastes an.


Für uns sehr interessant, da wir vor unserer Reise die Buchverfilmung von Inge Sargents „Dämmerung über Birma – Mein Leben als Shan-Prinzessin“ gesehen hatten. In dieser malerischen, im britischen Stil erbauten Villa hatte die Österreicherin ab 1954 für 10 Jahre mit ihrem Mann, dem letzten Shan-Fürsten, und den beiden Töchtern gelebt. Die letzten Jahre stand sie dort unter Hausarrest, nachdem ihr Mann 1962  von der Militärregierung verschleppt und wahrscheinlich ermordet wurde. In offenen und deutlichen Worten (dies ist immerhin inzwischen möglich) schilderte eine angeheiratete Nichte des Fürsten die Familiengeschichte und die Zeit der Militärdiktatur. Man spürt heute noch, wie beliebt das Fürstenpaar hier war, das sich während des Studiums in den USA kennen gelernt und geheiratet hatte. Wohl auch deshalb, weil die Österreicherin sowohl die Landes- als auch die Shan-Sprache erlernt hatte. Nach ihrer Flucht aus Birma lebt die inzwischen 84jährige wieder dort und hat bislang keine Einreiseerlaubnis bekommen. Ein Einzelschicksal unter vielen aus der Zeit der über 50jährigen Militärdiktatur.


Mandalay und Königsstädte

Es ist gar nicht so leicht, bei der Angebotsfülle an Sehenswürdigkeiten in der alten Königsstadt Mandalay eine passende Auswahl für ein Besichtungsprogramm zu treffen, zumal wir hier nur drei Tage eingeplant hatten. Als Schwerpunkte des ersten Tages wählten wir die Mahamudi-Pagode und Mandalay Hill. Die Mahamudi-Pagode beherbergt immerhin die meistverehrte Buddhastatue des Landes. Den ganzen Tag über bekleben Dutzende von gläubigen Pilgern (nur Männer, Frauen sind nicht zugelassen) die Statue mit hauchdünnen Goldblättchen. Weil an einigen Stellen die Goldschicht bereits 50 cm dick sein soll, verliert die Statue (mit Ausnahme des Gesichts, das nicht beklebt wird) im Laufe der Jahre immer mehr ihre ursprünglichen Konturen.


Nachmittags fuhren wir auf den „Hausberg“ Mandalays, der einen wunderbaren Panoramablick über die weitläufige Stadt mit ihren vielen goldenen Türmen und die umliegende Landschaft bietet. Auf der Bergkuppe thront die moderne Two Snake Pagoda (Wunscherfüllungspagode), deren Wände und Säulen mit Spiegelfliesen belegt sind, die im Licht der untergehenden Sonne für wunderschöne Effekte sorgen.


Für den zweiten Tag mieteten wir uns ein Taxi, um uns die vier weiteren Königsstädte Mingun, Sagaing, Inwa  und Amarapura anzusehen Diese liegen im Umkreis von weniger als 30 km um Mandalay am Ayeryawaddi. Seit dem 18. Jahrhundert hatte es sich eingebürgert, dass ein neuer König sich zunächst eine neue Stadt errichtete, vielfach unter Verwendung des Baumaterials der Vorgängerstadt, was zu dieser Häufung von Königsstädten auf engem Raum führte. In Mingun sollte die weltgrößte Pagode entstehen, die jedoch nicht fertiggestellt wurde. Neben einem riesigen Ziegelhaufen ist von dem Bauwerk aber immerhin die ebenfalls bis heute weltgrößte intakte Glocke erhalten mit einem Durchmesser von 5m.


Völlig untypisch vollständig in weiß getüncht ist die Hsinbyume-Pagode, die sich damit originell und elegant von den vielen anderen Pagoden abhebt.


Während ich (Rainer)  nach dem Besuch eine Rotkreuz- Station aufsuchen musste, um mir Pillen gegen das Fieber, das sich morgens eingestellt hatte, geben zu lassen, nutzte Anke die Zeit zum Besuch eines Altenheimes (sie ist noch nicht ganz entwöhnt).
Dieses 1915 gestiftete, landesweit bekannte „Buddhist Infirmary“ in dem laut Reiseführer Ausländer u.a. auch wegen ihrer Spendenfreudigkeit gerne gesehen sind, war ein Erlebnis der besonderen Art. Zunächst wurde ich (Anke) zum Männersaal (ca. 20 Betten und ebenso viele betagte Herren) durchgewunken. Einige lächelten freundlich, die meisten ignorierten mich. Entsprechend schnell fragte ich nach dem Frauentrakt. Hier herrschte eine völlig andere Atmosphäre: Der ebenso große Schlaf- und Wohnsaal war viel heller und bunt dekoriert. Fast alle Frauen winkten mich fröhlich herein und wollten fotografiert werden. Das machte sowohl mir als auch ihnen Spaß, denn natürlich wollten sie die Bilder anschließend auf dem Kamera-Display sehen. Hier wäre ich gerne noch viel länger geblieben, denn trotzdem wir uns nicht über Sprache – außer mein „Mingalabar“ zur Begrüßung, was auch hier gleich jeder ein Lächeln aufs Gesicht zauberte – verständigen konnten, war eine Minimalkommunikation möglich. Privatsphäre war im Vergleich zu unseren Altenheimen ein absolutes Fremdwort. Persönliche Dinge wurden auf, unter oder ums Bett herum gelagert. Aber es gab frische Blumen und bunte Bilder an den Wänden. Erhöhte Seniorenbetten werden hier, durch Unterlegen von Ziegelsteinen geschaffen. Und damit sich vom Boden aus keine Kriechtierchen in die Betten bewegen können, standen viele Bettfüße in kleinen Plastik-Wasserschälchen. Alles sehr einfach und bescheiden, doch die Damen strahlten allesamt Zufriedenheit und Unbekümmertheit aus.
Auch herrschen dort, wie man sieht, nicht so strenge Regeln was z.B. das Rauchen angeht. Diese Frau genoss es sichtlich, sich mit Zigarette vor dem Schlafraum in Pose zu setzen. Eine andere saß fröhlich rauchend auf ihrem Bett.



Alleine das kleine Sagaing weist mehr als 700 Tempel, Klöster und  Stupas auf, deren goldene Türme sich herrlich über die Hügelketten des Ayeryawaddi- Tales ausbreiten. In der Umin Tounzeh-Pagode konnten wir diese 45 bogenförmig angeordneten Buddhastatuen auf uns einwirken lassen:


Nach dem Besuch von Innwa, dessen antike Sehenswürdigkeiten sich nur mit Boot und Pferdekutsche erschließen lassen, wurde die Zeit schnell knapp und wir erreichten gerade noch zum Sunset die U Bein Bridge in Anarapura, dem letzten Ziel dieses langen und ausgefüllten Tages. Die Brücke stellt als längste Teakholzbrücke (1,6 km) das nächste Superlativ dar und überspannt einen Seitenarm des Ayeryarwaddy.  Bei den riesigen Menschenmassen, die sich hier auf und unter der Brücke zum Sonnenuntergang tummelten, hatte Beschaulichkeit keine Chance.


Da ich (Rainer) leider am nächsten Morgen noch immer vom Fieber geplagt wurde, blieb ich im Bett liegen und Anke machte sich nach dem Frühstück allein auf den Weg.
Um mich (Anke) in Mandalay mit seinen viel befahrenen, breiten Straßen am besten dort hin bewegen zu können, wo ich gerne hin wollte, fuhr ich mit unserem netten Taxifahrer vom Vortag los. Als Ziele hatte ich mir Orte ausgewählt, von denen ich mir erhoffte dort eine angenehm ruhige Atmosphäre vorzufinden. Dieser Wunsch erfüllte sich bereits beim ersten Stopp, dem Shwe In Bin-Kloster, ganz aus Teakholz von 1895, das noch in Betrieb ist. Ein wunderschöner Bau in einem stillen Umfeld mitten in dieser Großstadt.


Danach stieg ich am Ufer des Ayeryawaddy aus und ließ mich von einer Frau zu dem kleinen, sehr ursprünglichen Dorf Se Yaik, das idyllisch auf einer Landzunge im Fluss liegt, übersetzen. Zwei Stunden lang spazierte ich zwischen den einfachen Häuschen und Hütten herum, und wurde besonders von den Kindern fröhlich begrüßt. Ein riesiger Kontrast zum geschäftigen und sehr modernen Mandalay. Dazu immer die Unsicherheit, ob es sich um bittere Armut oder extrem einfaches Leben handelt, denn fast jedes Heim verfügte über ein Fernsehgerät und viele auch über ein Moped.




Schließlich wollte ich mir noch das „größte Buch der Welt“ (noch ein Superlativ) anschauen. Auf 729 Marmortafeln, die sich in ebensovielen kleinen Stupas befinden, ist die gesamte buddhistische Lehre niedergeschrieben. In der Mitte dieses Stupafeldes die Kuthodaw-Pagode, mehrere kleine Schreine, eine schöne Glocke und ein über 100 Jahre alter Baum.
Ich hatte das Glück mich über eine Stunde mit nur wenigen anderen Besuchern auf dem Gelände aufzuhalten. Dann tauchten plötzlich wie aus dem Nichts um die 50 Menschen beiderlei Geschlechts und aller Altersgruppen, mit hübschen Besen und Eimern auf und ließen auf dem Boden sitzend eine kurze feierliche Ansprache eines vornehm aussehenden Herrn über sich ergehen. Danach begann eine große Reinigungsaktion des gesamten Geländes. Wie mir eine freundliche Frau aus der Gruppe erklärte, handelte es sich um Freiwillige aus Yangoon, welche die Shwedagon Pagode jeden Samstag einer solchen Grundreinigung unterziehen. Einmal im Jahr sind sie in Mandalay und anderen Städten unterwegs. Der Herr, der die fröhliche Gruppe begrüßt hatte war der „Präsident“ der Pagode. Ein lustiges Erlebnis, das ich von einer Bank am Rande der Pagode beobachten konnte.


P.S. Demnächst weniger Pagoden, versprochen.


Freitag, 13. Januar 2017

Taungoo

Nach 5-stündiger  Busfahrt in einem bequemen AC-Bus gelangten wir zur Kleinstadt Taungoo und dem sehr schön gelegenen Wohlfühl-Guesthouse von Mr. Chan. Hierher sind wir vor allem wegen der Ausflüge zu einem Elefanten-Arbeitscamp gekommen. Einen solchen vereinbarten wir dann auch für den kommenden Tag. Dies bedeutete frühes Aufstehen und Aufbruch um 6 Uhr. Zuvor wurde uns aber noch ein äußerst opulentes Frühstück aus vielen unbekannten burmesischen Köstlichkeiten gereicht:


Unser 25-jähriger  guide Pun Ge entpuppte sich während des Tages als überaus sympathisches Multitalent. Bereits auf der 2½-stündigen Fahrt zum „elephant village“, wo die Forstarbeiter mit ihren Familien und den Arbeitselefanten, die Regierungseigentum sind, leben, konnten wir viel von ihm erfahren. Im Dorf angekommen, gaben wir das zuvor auf dem Markt eingekaufte Gemüse für unser Mittagessen in einem kleinen Straßenrestaurant ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zu einem Bach mitten im Dschungel. Dort wird sehr kontrolliert Holz abgebaut und zum großen Teil zu Holzkohle verarbeitet. Auf halbem Weg begegneten wir bereits den ersten Elefanten, einer Mutter mit einem ca. 3 Jahre alten Jungtier. Die elephant-driver (Elefantenführer) hatten alle Hände voll zu tun, den übermütigen kleinen Elefanten auf Abstand zu halten. Er wollte spielen, konnte aber seine bereits enormen Kräfte überhaupt nicht einschätzen. Er hätte uns sozusagen ohne böse Absicht überrennen können. In dieser Hinsicht wirkte er wie ein übermütiges, überdrehtes Kind. Aber mit etwas Vorsicht, und vor allem Respekt konnte man ihm dann doch sehr nahe kommen und mit den mitgebrachten Bananen füttern, was sehr lustig war. Mutter und Jungtier gingen uns dann zum Bach voraus, wo wir den Einsatz des Muttertiers als Arbeitselefant aus nächster Nähe beobachten konnten. Das Elefantenkind, das immer drum herum lief, genoss mehr oder weniger Narrenfreiheit.



Doch das eigentliche Highlight des Tages kam erst noch, als eine weitere Elefantenmutter mit einem erst 12 Wochen alten Baby überraschend mit ihrem Driver auftauchten. Sie waren sozusagen auf einem Spaziergang, da die Muttertiere erst 2 Jahre nach der Geburt wieder arbeiten brauchen. Diese Begegnung war einzigartig, denn man hatte das Gefühl friedlichen, freien Elefanten zu begegnen, die nur zum Bad an den Bach gekommen waren. Mit ihnen hielten wir uns sehr lange auf, begossen sie mit Wasser und spielten mit dem Baby. Auch hier war Vorsicht angesagt, denn es war total ungestüm und übermütig und hatte bereits mehr Kraft als wir vermutet hätten. Doch die Mutter war überaus friedlich  und ließ es gewähren.


Leider wurden wir schließlich von dem Elefanten, den wir zuvor bei der Arbeit beobachtet hatten, abgeholt. So kamen wir überraschend auch noch zu einem Ritt auf einem Elefantenrücken mit Punge als elephant-driver.
Zurück im Dorf zauberte Pun Ge uns ein perfektes Mittagessen, während auf der Straße vor dem Restaurant immer wieder Elefanten vorbei gingen. Ein seltenes Spektakel, wie wir erfuhren, weil der mobile Elefanten-Doktor im Ort weilte.

Nach der ausgiebigen Mittagspause mit Erklärungen und Vorführungen von Pun Ge zu  landestypischer Thanaka-Gesichtspflege und der weitverbreiteten Unsitte des Bethelnuss-Genusses, besuchten wir auf meinen Wunsch hin noch die Dorfschule. Hier entpuppte Pun Ge sich schließlich auch noch als talentierter Englisch-Lehrer bei einer Gruppe total wissbegieriger Kinder, deren Lehrer einige Tage zuvor zu seinem kranken Vater nach Yangon abgereist war. Diese waren völlig sich selbst überlassen, kein Vertretungsunterricht. Auch das ein schönes und sehr berührendes Erlebnis.


Der Tag war wie im Flug vergangen, und auf der Rückfahrt schauten wir uns noch den Sonnenuntergang an einem mit Bambus umwachsenen See an, während die Fischer in kleinen Booten hinaus fuhren.

Am nächsten Morgen liehen wir uns bei Mr. Chan Fahrräder und erkundeten Toungoo, eine ganz normale, eher untouristische Stadt,  auf diese Weise. Es wurde ein geruhsamer Tag, der mit einem Abstecher zu den Feldern und Bauerndörfchen endete, wo wir den Menschen bei der Feldarbeit,  u.a. bei der duftenden Koriander-Ernte, zuschauen konnten.



Sonntag, 8. Januar 2017

Myanmar - Yangon

Nach den schönen Tagen in Dharamsala fuhren wir in 12-stündiger Fahrt mit dem overnight bus zunächst zurück nach Dehli und von dort zu unserem guesthouse in der nahe gelegenen Trabantenstadt Gurgaon, unweit des Flughafens. Am darauf folgenden Abend stiegen wir in den Flieger, um über Kuala Lumpur (Malaysia) nach Yangon zu kommen. Der Nachtflug bedeutete dann die zweite ausgefallene Nacht binnen drei Tagen. Entsprechend gerädert erreichten wir Yangon, wo wir den Ankunftstag mehr oder weniger verschliefen. Unser schönes guesthouse mit rooftop Restaurant liegt nur 15 Gehminuten vom „Taj Mahal Myanmars“, der Shwedagon-Pagode entfernt, der berühmtesten  Sehenswürdigkeit des Landes. Hier verbrachten wir dann fast den gesamten zweiten Tag, berauscht von der überbordenden Fülle der goldenen Kuppeln und der umwerfenden Pracht der vielen Buddhadarstellungen in den zahllosen Nebengebäuden rund um die 100 m hohe Hauptpagode.




Den Abend nutzten wir noch zu einem Spaziergang entlang des Yangon river und bestaunten dort die bunte Vielfalt des Speiseangebots an den entlang der stark befahrenen Uferstraße aufgereihten Ständen. Nach unseren indische Erfahrungen mit „Magen-Darm“ (hierüber haben wir bisher nicht berichtet) zogen wir es jedoch vor, nur frisch gepressten O-Saft zu uns zu nehmen und im guesthouse zu essen.


Heute machten wir uns nach dem Frühstück auf zum Fähranleger, um auf die „schäl sick“ Yangons, nach Dala überzusetzen. Mit einer Fahrradriksha fuhren wir mehr als zwei Stunden durch dörfliche Gegenden mit vielfach im Sumpf stehenden, sehr einfachen Pfahlbauten aus Holz oder Bambus.



Am Nachmittag schließlich machten einen historischen Stadtspaziergang durch die Altstadt mit ihren vielen prächtigen Kolonialbauten, zum Teil leider in bemitleidenswertem Zustand.

Nach indischem Tiefland und den letzten vier Wochen mit winterlichen Nachttemperaturen haben wir nun den dritten Klimawechsel zu verarbeiten. Hier in Yangon und in den meisten Landesteilen, die wir bereisen wollen, herrscht ein schwüle Hitze und wir kommen mit Trinken gar nicht nach.
Eben haben wir uns Bustickets besorgt, um morgen weiterzufahren. In unserem guesthouse werden wir unsere schweren Wintersachen und sonstige überflüssigen Dinge zwischenlagern, um sie am Ende unserer fünfwöchigen Rundreise wieder in Empfang zu nehmen.

Die Burmesen haben wir bisher als ausgesprochen fröhliche und freundliche, offene und hilfsbereite Menschen kennen gelernt. Zusammen mit dem hochsommerlichen Temperaturen sind schnell die Urlaubsgefühle wiedererweckt worden, die uns in den letzten Wochen in den Bergen Indiens etwas abhanden gekommen waren.












Sonntag, 1. Januar 2017

Dharamsala 2

Unsere Woche nach Weihnachten in Dharamsala, genauer im Ortsteil Mcleod Ganj,  ist wie im Flug vergangen. Trotzdem wir etwas traurig zur Kenntnis nehmen mussten, dass der „Normalbetrieb“ wegen der Winterpause plus der Kalachakra-Veranstaltung in Bodhgaya täglich eingeschränkter war, ergaben sich doch täglich schöne neue Optionen.
Am Dienstag Vormittag machten wir eine kleine Wanderung zu einem hübschen Wasserfall. Viele indische Touristen hatten die gleiche Idee, so dass es sehr überlaufen war. Aber wir gehörten zu den wenigen, die den Berg noch weiter hoch stiegen und wurden beim idyllisch gelegenen Shiva-Cafe mit Ruhe und schöner Aussicht belohnt.


Doch das Highlight des Tages erwartete uns am Nachmittag im tibetischen Regierungsviertel mit Schwerpunkt eines ausgiebigen Aufenthalts in der „Tibetan Library“ mit einer der größten Sammlungen alter tibetischer Schriften. Durch den Aufbewahrungsraum, der wie eine Schatzkammer gesichert war, führte uns ein freundlicher alter Mönch, der alle unsere Fragen beantwortete. Auch das darüber liegende, liebevoll gestaltete Museum war sehr sehenswert und machte einmal mehr deutlich, welch eine vielfältige und reiche Kultur da immer noch von der chinesischen Regierung vernichtet wird. Ganz aktuell wird gerade das größte Zentrum für tibetische Studien in Larung Gar in Tibet systematisch zerstört. Überall in Dharamsala findet man Aufrufe zur Solidarität mit Larung Gar.

Die Häuser des Regierungsviertels befinden sich auf relativ engem Raum und schließen ein Kloster und einen Tempel mit kleiner Stupa, sowie die Wohnblocks der dort angestellten Menschen mit ein. Im Vergleich zu den indisch geprägten Ortsteilen ist es dort ruhig und friedlich sowie absolut sauber.

Den Mittwoch verbrachten wir getrennt voneinander in Mcleod Ganj, und Rainer hatte eindeutig das interessantere Erlebnis: Ich traf mich mit  einem Thangka-Painter, der mich über mehrere Stunden in die hohe Kunst der bildnerischen Darstellung religiöser Motive aus der tibetisch-buddhistischen Tradition einführte. Thangka-paintings sind häufig mit Brokatstoff umrahmt und finden sich in allen buddhistischen Klöstern und Einrichtungen. Am Ende stand die Bestellung eines  Thangkas, der bis zur Heimkehr im September 2017 fertig gestellt werden soll. Beim gemeinsamen Abendessen in einem koreanischen Restaurant lief uns dann noch zufällig der frisch wiedergewählte tibetische Ministerpräsident über den Weg.

Am Donnerstag brachen wir nach dem Frühstück zum Norbulingka-Institut, ca. 15km außerhalb von Mcleod Ganj, auf. Dieses einzigartige tibetische Kulturinstitut liegt am Rande des kleinen Dorfes Sidhpur und ist ein harmonisch gestalteter Gebäudekomplex inmitten eines wunderschön angelegten japanischen Gartens.


An diesem Ort der Stille und Ruhe befinden sich offene Werkstätten tibetischen Kunsthandwerks für mehr als 300 Handwerker, angefangen von Holzarbeiten, z.B. sehr geschmackvolle Lampen, über Metallarbeiten, wie das Herstellen von großen Buddha-Figuren und Gebetsmühlen, Thangka-Malerei, Weberei, Näherei...


Auf diese Weise wird das traditionelle Handwerk wunderbar erhalten. Ein großer Tempel überragt das Gelände, und wir hätten es hier noch stundenlang aushalten können. Doch einmal in Sidhpur wollten wir uns noch ein wenig mehr anschauen:

Nur wenige Minuten mit dem Bus entfernt liegt das Gyuto Monastery, der Hauptsitz des 17. Karmapa, Eingeweihten auch bekannt für die herausragenden Stimmen seiner Mönche. Eine sehr schön gestaltete Anlage, und zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren nur wenige andere Interessierte dort. Doch die waren überaus freundlich.


Nach der Busfahrt zurück nach Sidhpur spazierten wir gemütlich durch das verschlafene kleine Dorf. So ruhig muss es vor vielen Jahren auch in Mcleod Ganj gewesen sein. Der stillste Ort war eindeutig die Dolmaling-Nunnery, ein Studien-Zentrum für buddhistische Philosophie für 80 Nonnen, wo wir es sehr genossen in dem schön angelegten Klostergarten herum zu gehen und zu sitzen.

Für Freitag stand noch mal eine etwas längere, ca. 2-stündige Taxifahrt an. Wir fuhren durch das landschaftlich sehr reizvolle Kangra-Tal zu den Tempeln von Masroor hinaus. Eine in Felsen gehauene, sehenswerte Ansammlung von Tempeln aus dem 6.-8. Jahrhundert an einem recht versteckten Ort.


Zunächst lockte uns die Musik der direkt daneben liegenden Dorfschule an, und wir verfolgten eine ganze Weile deren fröhliche Tanzvorführungen im Freien.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Stop bei den heißen Quellen bei Tatwani. Während ich ein kurzes Bad nahm schaute Rainer sich die dörfliche Umgebung an.


Nach diesem, unserem letzten Ausflug in Indien landeten wir am späten Nachmittag wieder wohlbehalten in unserem Wohlfühl-Guesthouse in Mcleod Ganj.

Den Silvestertag und -abend verbrachten wir ziemlich unspektakulär, indem wir den schönen Tempelrundweg noch mal gingen, dabei die Stille dort genossen und Gebetsmühlen drehten.


Schließlich landeten wir wieder mal auf der Dachterrasse unseres Lieblingsrestaurants mit den leckersten Kuchen der Stadt bei toller Sicht auf die umliegenden Berge. Währenddessen füllte sich der Ort immer mehr mit indischen Touristen. Dies bedeutete Verkehrsstau in den engen Gassen und ein Gehupe ohne Ende. Es entstand eine hektische Partystimmung und wir waren uns einig, diesem Treiben lieber aus dem Weg zu gehen. So genossen wir in unserem freundlichen Serkong-Guesthouse ein leckeres Silvester-Abendessen und vermissten nichts, indem wir Mitternacht dieses Mal einfach verschliefen.

Heute, an unserem letzten vollen Tag in Mcleod Ganj, zogen wir erst einmal mit unserem Paket voller kleiner Indien-Mitbringsel zum Parcel-Packing-Service eines freundlichen älteren tibetischen Herrn. Dieser nahm kurz Maß und umnähte das Paket in Windeseile mit einer perfekt angepassten Hülle aus Stoff. Teilweise mit der Nähmaschine und abschließend per Hand wurden unsere Erinnerungen geschickt in hellen Leinenstoff eingenäht und anschließend mit Siegelwachs versehen. Eine tolle Methode ganz ohne Packpapier.


Nach Tempelumrundung, frischem Orangensaft bei Nabu und Dachrestaurant-Besuch mit Bergsicht genießen wir jetzt noch die letzten Sonnenstrahlen auf  unserem Balkon.


Gegen 18.30 Uhr werden, wie bisher jeden Abend hier, wieder zwei fröhliche Tibeterinnen klopfen und uns lächelnd heiße Wärmflaschen für die Nacht bringen. Diese herzlichen Gesten sind ganz typisch für tibetische Gastfreundschaft, und wir genießen dies zum Abschluss unserer Reise hier sehr.