Donnerstag, 14. September 2017

Big Island 3

Nach zwei Wochen Westküste mit den Schwerpunkten Beach, Schnorcheln und  Delfine war es an der Zeit, an die Ostküste umzuziehen, um auch diese völlig unterschiedliche Seite von Big Island kennenzulernen.

Wir entschieden uns für die Route auf der Küstenstraße um die Südspitze, so dass wir – am südlichsten Punkt der USA- zum Green Sand Beach wandern konnten. Von einem Parkplatz mussten wir noch 1,5 Stunden eine staubige, nur mit 4WD befahrbare Piste gehen, um festzustellen, dass der zwischen steilen Klippen eingebettete Strand tatsächlich eine bräunlich-grüne Farbe aufweist.



Auf dem Rückweg fanden wir einen versteckten, kleinen Ministrand, dessen Sand sogar schillernd grün war.  Wir konnten nicht widerstehen, etwas Sand einzusammeln, vielleicht der Anfang einer phantastischen Beach-Sand-Sammlung?


Nur ein paar km weiter legten wir einen weiteren Stopp ein, diesmal an einem Black Sand Beach, der so aufgeheizt war, dass man ihn barfuß nicht betreten konnte, ohne sich die Fußsohlen zu verbrennen.


Das unbestrittene Highlight der Ostküste sind die tätigen Vulkane und die Landschaften, die in den letzten Jahrzehnten von ihnen neu geformt wurden. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf der Welt, an dem sich Vulkanismus ohne Gefahr derart hautnah  erleben lässt. Der Vulkan Kilauea mit seinem Nebenkrater Puu Oo ist seit 1983 durchgängig aktiv und es kommt seitdem nur zu sanften, kalkulierbaren Eruptionen mit geringer Gasbildung. Ein Druckaufbau, der zu explosionsartiger Entladung führt, bleibt somit aus. So hatten wir aktuell an zwei Stellen Gelegenheit, die Vulkantätigkeit zu beobachten:

Im Hawaii Volcanoes National Park liegt der riesige Kilauea-Krater, dessen Rauchschwaden wir über kurze Wanderungen entlang des äußersten Kraterrands besichtigen konnten. Von einer Stelle aus konnten wir aus größerer Entfernung die glühende Lava brodeln sehen, einfach beeindruckend.




Als wir zwei Tage später abends wieder dort hin kamen, um das Schauspiel bei Dunkelheit zu bestaunen, hatte sich der Lavapegel im Krater leider so weit abgesenkt, dass nur noch aufsteigender Rauch zu sehen war. Schade.

Die zweite Stelle zum hautnahen Erleben von Vulkanismus liegt außerhalb des offiziellenVulkanparks am Ende einer Straße, die in einem der riesigen erkalteten Lavaströme im Nichts endet.


Bei unserem ersten Besuch, an einem Nachmittag, gingen wir vom Parkplatz noch etwa vier Meilen zu Fuß parallel zur Küste bis zu einer Absperrung, dann an dieser entlang Richtung Küste. Einige Hundert Meter vor uns ergossen sich glühende Lavamassen ins Meer, was dazu führte, dass das Meerwasser zu kochen begann und mächtige Wasserdampfwolken den Lavafluss weitgehend verdeckten.
Auf diese Weise vergrößert sich die Insel ständig, und es entstehen immer wieder kleine, neue, schwarzsandige Strände.


Als wir diese Lava Viewing Aerea einige Tage später, diesmal mit einem Leihfahrrad, wieder aufsuchten, dämmerte es bereits und wir gingen zunächst nicht in Richtung Meer, sondern stiegen etwa eine Stunde lang über einen erkalteten Lavastrom in die entgegengesetzte Richtung, immer den vor uns liegenden Rauchschwaden entgegen. Eine ziemlich mühsame, aber absolut lohnende Angelegenheit.


Denn irgendwann begann die Luft spürbar heißer zu werden und über der Oberfläche zu flimmern. Mit einem etwas mulmigen Gefühl sahen wir immer wieder zwischen den Felsspalten unter uns rotglühende Lava fließen. Noch etwas weiter, fanden wir schließlich einige Stellen, an denen sich die bereits erkaltete Oberfläche erneut vor unseren Augen öffnete und sich Lava oberirdisch als zähflüssiger Brei ihren Weg bahnte.



Dieses einmalige Schauspiel wurde untermalt von einem knisternden Geräusch, ganz so als wenn Glas zermahlen würde. Ein phantastischer Anblick! Kam man der fließenden Lava zu nahe, versengte die Hitze einem die Beinhaare.


Zurück mussten wir uns über das holprige Lavafeld mit Hilfe einer starken Taschenlampe, die uns unser host netterweise ausgeliehen hatte, den Weg bahnen. Wieder auf dem Hauptweg angelangt, nutzten wir dann nochmals die Gelegenheit, uns von gleicher Stelle, aber diesmal bei Dunkelheit, den Lavafluss ins Meer anzusehen. Vor lauter Staunen über die rotleuchtenden Dampfwolken vor uns, die durchs Fernglas noch imposanter wirkten, vergaßen wir schlichtweg, Fotos zu machen.

Einen Tag lang nahmen wir uns die Zeit, mal die ganze Ostküste der Insel hoch zu fahren. Es gab nicht unbedingt große Highlights anzuschauen. Aber entlang der herrlich tropisch grün bewachsenen Strecke, die am Waipio-Valley-Lookout endet,


gab es viele kleine hübsche Haltepunkte. Dazu zählten zuerst die Akaka Falls in einem üppig wuchernden, blumenreichen Park. Der endgültig letzte Wasserfall auf dieser Reise.



Außerdem entdeckten wir einen netten kleinen Sunday Market, wo wir uns mit frischem Obst, frischem Brot und geräuchertem Thunfisch eindeckten.


Unweit davon fand sich ein schön gelegenes Cookhouse mit leckeren Speisen aus Zutaten direkt von den Farmen der Umgebung. Auch ein kurzer Abstecher zur Vanilla Company, einem alteingesessenen Familienunternehmen hat sich gelohnt, denn es gab super leckeres Vanilleeis und einen sehr feinen Eiskaffee mit ebendiesem. Zudem lagen in dieser touristisch sehr ruhigen Gegend einige nette Lädchen zum Stöbern.


Gerade noch zum Sonnenuntergang erreichten wir den Laupahoehoe Beach Park mit einer von Lava sehr schön gestalteten Bucht mit einem kleinen Campingplatz.


Schließlich fanden wir an einem Abend - schon auf dem Heimweg – zufällig einen Veranstaltungshinweis für das Queen Lili‘Uokalani-Festival in Hilo. Neugierig geworden, fuhren wir am nächsten Morgen hin und erlebten eine farbenprächtige, untouristische Eröffnungsfeier in einem kleinen japanischen Garten mit Hunderten bunt kostümierter Hulatänzer/innen aller Altersgruppen und folkloristischer hawaiianischer und japanischer Livemusik.







Zum Abschluss überflog ein Helikopter den Veranstaltungsort und verteilte 50.000 Orchideenblüten über der Szenerie.  Das Fest wird jährlich zu Ehren der letzten Königin von Hawaii, die sehr mit der japanischen Kultur verbunden war, an deren Geburtstag veranstaltet.

Wir wohnten im sogenannten Puna District, der nicht von ungefähr diesen Namen trägt: an den kleinen Stränden und Tide Pools,  die hier und da zwischen der Steilküste zu finden sind, hängen viele Alt-Hippies ab, machen Musik der 60er oder verkaufen Früchte und Kokosnüsse an die recht wenigen Touristen, die es in der Gegend gibt. Auch der sogenannte Local Night Market, der jeden Mittwoch Abend in der Gegend stattfindet, war eine interessante Mischung aus hawaiianischem Flair kombiniert mit dem Zeitkolorit der 60er und 70er Jahre. Die Zeit scheint dort auf nette Weise stehen geblieben zu sein.




Und hier hatten wir mit unserer letzten Unterkunft nochmals richtig Glück. Unsere Hosts, ein Ehepaar mit ihrem 11-jährigen Sohn, den sie zu Hause selbst unterrichten, sind schon ganz besondere Menschen. Sie ist körperlich schwerstbehindert und ein Beispiel dafür, wie sich mit der richtigen Lebenseinstellung trotz aller Einschränkungen das Leben im positiven Sinne meistern lässt. An einem Abend machten wir Flammkuchen als „typical German meal“ für alle. Es war richtig schön und eine sehr außergewöhnliche Erfahrung, für die letzten 9 Tage unserer großen Reise Teil dieser Familie sein zu dürfen.



Nun ist auch diese letzte Station unseres Langzeiturlaubs seit einigen Stunden Vergangenheit, und mit sehr gemischten Gefühlen fliegen wir gerade – mit einem Flugzeug von Alaska Airlines mit der riesigen Aufschrift: „MORE TO LOVE“ wieder zurück Richtung Heimat. In San Diego haben wir gerade eine halbe Nacht im Terminal hinter uns und fühlen uns noch leicht gerädert. Von hier aus geht es erst am Nachmittag weiter nach Frankfurt. So hoffen wir, dass wir uns zum Abschluss unseres Reiseblogs bald noch ein letztes Mal von Bonn aus melden können.

2 Kommentare:

  1. Einen guten Flug wünsche ich Euch Beiden und gutes Eingewöhnen daheim. Ich habe Euren Blog interessiert verfolgt. Danke fürs Teilhaben lassen.
    Wenn Ihr Lust und Zeit dazu habt und früh genug lest, meldet Euch wenn Ihr in Frankfurt seid und wir trinken einen Kaffee.
    Über whattsapp bist Du nicht erreichbar, Rainer.

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    1. Liebe Sabine, vielen Dank für die Rückmeldung. Habe deinen Kommentar leider zu spät gelesen, sonst hätten wir es gerne einrichten könne. Aber Frankfurt ist ja nicht aus der Welt.

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