Sonntag, 24. September 2017

Wieder daheim

Tja, nun sind wir seit einer guten Woche wieder zu Hause in Bonn und der Alltag mit all seinen Facetten holt uns mit Riesenschritten ein. Es hat z.B. drei Tage gedauert, unser stillgelegtes Auto wieder zu aktivieren (Batterie kaputt, TÜV abgelaufen, neue Reifen nötig…). Beide Jungs brauchen eine neue Bleibe… . Gut, dass wir erst ab Anfang November wieder arbeiten.

Ein langer, aber fast reibungsloser Flug über Honolulu und San Diego hatte uns zuvor zurück nach Frankfurt gebracht, wo wir vor elfeinhalb Monaten zu unserer Reise um die Welt aufgebrochen waren.

Es ist beides da: Auf der einen Seite die Rückbesinnung auf eine großartige und erfüllende Reise, auf die wir dankbar und mit viel Wehmut zurück blicken. Auf der anderen Seite aber auch die Freude auf  Vertrautes, auf Heimat, auf gewohnte Abläufe, auf Kino, Theater, Chor und Yoga … und bekannte Gesichter. Endlich wieder auf Anhieb Blinker und Scheibenwischer richtig herum schalten und für einen Löffel beim ersten Versuch die richtige Schublade aufziehen. Endlich wieder „richtiges“ Brot backen und essen können und am Wochenende auf dem Bonner Bauernmarkt einkaufen. Schließlich hat es natürlich auch was für sich, keine müffeligen Klamotten mehr aus dem Koffer ziehen müssen. Viele davon haben wir am Schluss entsorgt, einschließlich der Sandalen, die uns treu begleitet haben und daher total abgelatscht waren.

Zutiefst dankbar sind wir für die vielen schönen Momente, die unvergesslichen menschlichen Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen, die wir in der zurück liegenden Zeit erleben durften und die nur in kurzen Auszügen in diesem Reiseblog ihren Niederschlag fanden. Dankbarkeit empfinden wir auch dafür, dass wir mit Ausnahme von Rainers Lungenentzündung gesund geblieben sind und nicht mal einen Schnupfen hatten, dass wir nicht beklaut oder ungebührlich übers Ohr gehauen worden sind (bzw. wir haben es nicht gemerkt?).

Bereits während unserer Reise haben wir mehrfach festgestellt, dass unsere Reiseplanung richtig gut war: Reisedauer und Reisetempo in den verschiedenen Ländern waren fast immer unseren Bedürfnissen angepasst, Reiseunterbrechungen hatten wir zum richtigen Zeitpunkt an den passenden Orten eingebaut, die Balance zwischen detaillierter Routenplanung im Vorfeld und freier Entscheidung vor Ort empfanden wir als geglückt. Einzig unsere Tour durch Nordindien würden wir das nächste Mal genau in entgegengesetzter Richtung durchführen, um dem unerwartet feucht-kalten Winter in den Hill Stations zu entgehen. Größere Umplanungen, verursacht durch den Zyklon „Debbie“ in Australien und die Flutkatastrophe im Süden Sri Lankas, waren nur zweimal nötig. Auf Grund der aktuellen politischen Lage - gewaltsame und massenhafte Vertreibung der Rohynga-Minderheit aus ihrem angestammten Land im Süden - würden wir uns derzeit gegen das wunderschöne Reiseland Myanmar entscheiden müssen, von dem wir, wie viele andere, gehofft hatten, dass es sich Zug um Zug aus dem Jahrzehnte andauernden Klammergriff der korrupten Generäle lösen könnte. Gerade der Süden, den wir nicht besucht haben, wäre noch mal eine Reise wert.

Dieser Abschlussblog bietet eine gute Gelegenheit, sich bei den Menschen zu bedanken, die uns die Reise ermöglicht, bzw. als helfende Hände im Hintergrund gewirkt haben: Unseren Arbeitgebern, die uns das freie Jahr zugestanden haben, den Kolleginnen und Kollegen, die ihre Arbeit umstellen mussten, Dodo für die Erledigung der Post, Hilde und Guido für das „Hüten“ unserer Wohnung und Holger für die Unterstützung bei der Einrichtung des Blogs: DANKE! Danke auch allen, die während der Zeit über email in Kontakt mit uns geblieben sind. Wir haben uns über jede einzelne Mail gefreut und auch eure Nachrichten mit viel Interesse gelesen. Durch die vielen verschiedenen airbnb-Unterkünfte in allen Ländern haben wir einen sehr direkten und persönlichen Einblick ins Leben und Denken unserer Gastgeber bekommen und sind jedem einzelnen überaus dankbar für das in uns gesetzte Vertrauen.

Haben wir uns verändert? Die Frage mögen Außenstehende leichter beantworten können. Wir fühlen uns ziemlich entschleunigt und wundern uns über die Aggressivität mancher Autofahrer und die viele Hektik. Es macht mehr Freude, auf Menschen zuzugehen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Da wir in Sri Lanka ganz klar das leckerste, bekömmlichste und dazu noch gesündeste Essen genießen durften, sind wir mit dem Vorsatz, unsere Ernährung ein wenig mehr in diese Richtung umzustellen, dort abgereist. Mal schauen, was daraus wird … ein ayurvedisches Kochbuch besitzen wir schon seit Jahren und haben es nun wieder hervor geholt.

Auf die Frage, die uns bereits mehrfach gestellt wurde „Wo war es am schönsten?“, können wir auch weiterhin keine klaren Antworten geben. Dafür waren die Länder und Landschaften, die Menschen sowie die kulturellen und sozialen Hintergründe einfach zu unterschiedlich und unvergleichlich. Wir möchten definitiv keine unserer Erfahrungen missen.

Aber wenn wir gefragt werden: „Würdet ihr eine so lange Reise nochmals unternehmen?“ antworten wir mit einem ganz klaren: „JA“! Denn für uns war es unvergleichlich wertvoll und bereichernd, hautnah zu erleben, wie Menschen in anderen Ländern ihr Leben meistern, zu erkennen was man wirklich braucht, sprich: mit wie wenig man im Grunde auskommen kann und was wirklich wichtig ist. Zudem ist es so ein beflügelndes, fast schon süchtig machendes Gefühl, nach dem Besuch eines Landes am Flughafen zu sitzen mit der Gewissheit, dass es nicht gleich nach Hause geht, sondern ein anderes, neues Land bereits auf einen wartet. Unsere Erde besitzt so viele kleine und große, atemberaubende und wundersame Naturschönheiten, die einen, wenn man sich mitten drin befindet, nur ehrfürchtig und ergriffen schauen, aufnehmen und staunen lassen. Dafür würden wir uns jederzeit wieder auf den Weg machen.

Für die Zahlenfetischisten hier noch etwas Statistik:

🏖Der Reiseblog wurde bisher fast 9000 mal aus aller Welt angeklickt. Herzlichen Dank für das anhaltende Interesse und die zahlreiche positive Resonanz! Es hat uns wirklich Spaß gemacht, die insgesamt 77 Posts zu schreiben und zu bebildern. Die „Arbeit“ war keinesfalls uneigennützig, da der Blog auch uns selbst eine gute Unterstützung bietet, die Erinnerung wachzuhalten. Vielleicht lässt sich ein Buch für uns draus machen.

🏝Wir haben rund 17.000 Fotos (85GB) geschossen, das entspricht durchschnittlich 50 Fotos pro Tag. Was wir damit anfangen werden, wissen wir noch nicht so genau.

🏜Neben rund 30.000 km per Auto, Bus und Bahn haben wir auf 24 Einzelflügen (die kurzen Inlandsflüge in Myanmar, Australien und Hawaii mit gerechnet) 61.000 Flugkilometer zurück gelegt, das entspricht einem Ausstoß von 50 t CO2. Zur Gewissensberuhigung und Kompensation unseres ökologischen Fußabdrucks werden wir eine Ausgleichszahlung an Atmosfair für Investitionen in regenerative Energien in Entwicklungsländern leisten.






Donnerstag, 14. September 2017

Big Island 3

Nach zwei Wochen Westküste mit den Schwerpunkten Beach, Schnorcheln und  Delfine war es an der Zeit, an die Ostküste umzuziehen, um auch diese völlig unterschiedliche Seite von Big Island kennenzulernen.

Wir entschieden uns für die Route auf der Küstenstraße um die Südspitze, so dass wir – am südlichsten Punkt der USA- zum Green Sand Beach wandern konnten. Von einem Parkplatz mussten wir noch 1,5 Stunden eine staubige, nur mit 4WD befahrbare Piste gehen, um festzustellen, dass der zwischen steilen Klippen eingebettete Strand tatsächlich eine bräunlich-grüne Farbe aufweist.



Auf dem Rückweg fanden wir einen versteckten, kleinen Ministrand, dessen Sand sogar schillernd grün war.  Wir konnten nicht widerstehen, etwas Sand einzusammeln, vielleicht der Anfang einer phantastischen Beach-Sand-Sammlung?


Nur ein paar km weiter legten wir einen weiteren Stopp ein, diesmal an einem Black Sand Beach, der so aufgeheizt war, dass man ihn barfuß nicht betreten konnte, ohne sich die Fußsohlen zu verbrennen.


Das unbestrittene Highlight der Ostküste sind die tätigen Vulkane und die Landschaften, die in den letzten Jahrzehnten von ihnen neu geformt wurden. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf der Welt, an dem sich Vulkanismus ohne Gefahr derart hautnah  erleben lässt. Der Vulkan Kilauea mit seinem Nebenkrater Puu Oo ist seit 1983 durchgängig aktiv und es kommt seitdem nur zu sanften, kalkulierbaren Eruptionen mit geringer Gasbildung. Ein Druckaufbau, der zu explosionsartiger Entladung führt, bleibt somit aus. So hatten wir aktuell an zwei Stellen Gelegenheit, die Vulkantätigkeit zu beobachten:

Im Hawaii Volcanoes National Park liegt der riesige Kilauea-Krater, dessen Rauchschwaden wir über kurze Wanderungen entlang des äußersten Kraterrands besichtigen konnten. Von einer Stelle aus konnten wir aus größerer Entfernung die glühende Lava brodeln sehen, einfach beeindruckend.




Als wir zwei Tage später abends wieder dort hin kamen, um das Schauspiel bei Dunkelheit zu bestaunen, hatte sich der Lavapegel im Krater leider so weit abgesenkt, dass nur noch aufsteigender Rauch zu sehen war. Schade.

Die zweite Stelle zum hautnahen Erleben von Vulkanismus liegt außerhalb des offiziellenVulkanparks am Ende einer Straße, die in einem der riesigen erkalteten Lavaströme im Nichts endet.


Bei unserem ersten Besuch, an einem Nachmittag, gingen wir vom Parkplatz noch etwa vier Meilen zu Fuß parallel zur Küste bis zu einer Absperrung, dann an dieser entlang Richtung Küste. Einige Hundert Meter vor uns ergossen sich glühende Lavamassen ins Meer, was dazu führte, dass das Meerwasser zu kochen begann und mächtige Wasserdampfwolken den Lavafluss weitgehend verdeckten.
Auf diese Weise vergrößert sich die Insel ständig, und es entstehen immer wieder kleine, neue, schwarzsandige Strände.


Als wir diese Lava Viewing Aerea einige Tage später, diesmal mit einem Leihfahrrad, wieder aufsuchten, dämmerte es bereits und wir gingen zunächst nicht in Richtung Meer, sondern stiegen etwa eine Stunde lang über einen erkalteten Lavastrom in die entgegengesetzte Richtung, immer den vor uns liegenden Rauchschwaden entgegen. Eine ziemlich mühsame, aber absolut lohnende Angelegenheit.


Denn irgendwann begann die Luft spürbar heißer zu werden und über der Oberfläche zu flimmern. Mit einem etwas mulmigen Gefühl sahen wir immer wieder zwischen den Felsspalten unter uns rotglühende Lava fließen. Noch etwas weiter, fanden wir schließlich einige Stellen, an denen sich die bereits erkaltete Oberfläche erneut vor unseren Augen öffnete und sich Lava oberirdisch als zähflüssiger Brei ihren Weg bahnte.



Dieses einmalige Schauspiel wurde untermalt von einem knisternden Geräusch, ganz so als wenn Glas zermahlen würde. Ein phantastischer Anblick! Kam man der fließenden Lava zu nahe, versengte die Hitze einem die Beinhaare.


Zurück mussten wir uns über das holprige Lavafeld mit Hilfe einer starken Taschenlampe, die uns unser host netterweise ausgeliehen hatte, den Weg bahnen. Wieder auf dem Hauptweg angelangt, nutzten wir dann nochmals die Gelegenheit, uns von gleicher Stelle, aber diesmal bei Dunkelheit, den Lavafluss ins Meer anzusehen. Vor lauter Staunen über die rotleuchtenden Dampfwolken vor uns, die durchs Fernglas noch imposanter wirkten, vergaßen wir schlichtweg, Fotos zu machen.

Einen Tag lang nahmen wir uns die Zeit, mal die ganze Ostküste der Insel hoch zu fahren. Es gab nicht unbedingt große Highlights anzuschauen. Aber entlang der herrlich tropisch grün bewachsenen Strecke, die am Waipio-Valley-Lookout endet,


gab es viele kleine hübsche Haltepunkte. Dazu zählten zuerst die Akaka Falls in einem üppig wuchernden, blumenreichen Park. Der endgültig letzte Wasserfall auf dieser Reise.



Außerdem entdeckten wir einen netten kleinen Sunday Market, wo wir uns mit frischem Obst, frischem Brot und geräuchertem Thunfisch eindeckten.


Unweit davon fand sich ein schön gelegenes Cookhouse mit leckeren Speisen aus Zutaten direkt von den Farmen der Umgebung. Auch ein kurzer Abstecher zur Vanilla Company, einem alteingesessenen Familienunternehmen hat sich gelohnt, denn es gab super leckeres Vanilleeis und einen sehr feinen Eiskaffee mit ebendiesem. Zudem lagen in dieser touristisch sehr ruhigen Gegend einige nette Lädchen zum Stöbern.


Gerade noch zum Sonnenuntergang erreichten wir den Laupahoehoe Beach Park mit einer von Lava sehr schön gestalteten Bucht mit einem kleinen Campingplatz.


Schließlich fanden wir an einem Abend - schon auf dem Heimweg – zufällig einen Veranstaltungshinweis für das Queen Lili‘Uokalani-Festival in Hilo. Neugierig geworden, fuhren wir am nächsten Morgen hin und erlebten eine farbenprächtige, untouristische Eröffnungsfeier in einem kleinen japanischen Garten mit Hunderten bunt kostümierter Hulatänzer/innen aller Altersgruppen und folkloristischer hawaiianischer und japanischer Livemusik.







Zum Abschluss überflog ein Helikopter den Veranstaltungsort und verteilte 50.000 Orchideenblüten über der Szenerie.  Das Fest wird jährlich zu Ehren der letzten Königin von Hawaii, die sehr mit der japanischen Kultur verbunden war, an deren Geburtstag veranstaltet.

Wir wohnten im sogenannten Puna District, der nicht von ungefähr diesen Namen trägt: an den kleinen Stränden und Tide Pools,  die hier und da zwischen der Steilküste zu finden sind, hängen viele Alt-Hippies ab, machen Musik der 60er oder verkaufen Früchte und Kokosnüsse an die recht wenigen Touristen, die es in der Gegend gibt. Auch der sogenannte Local Night Market, der jeden Mittwoch Abend in der Gegend stattfindet, war eine interessante Mischung aus hawaiianischem Flair kombiniert mit dem Zeitkolorit der 60er und 70er Jahre. Die Zeit scheint dort auf nette Weise stehen geblieben zu sein.




Und hier hatten wir mit unserer letzten Unterkunft nochmals richtig Glück. Unsere Hosts, ein Ehepaar mit ihrem 11-jährigen Sohn, den sie zu Hause selbst unterrichten, sind schon ganz besondere Menschen. Sie ist körperlich schwerstbehindert und ein Beispiel dafür, wie sich mit der richtigen Lebenseinstellung trotz aller Einschränkungen das Leben im positiven Sinne meistern lässt. An einem Abend machten wir Flammkuchen als „typical German meal“ für alle. Es war richtig schön und eine sehr außergewöhnliche Erfahrung, für die letzten 9 Tage unserer großen Reise Teil dieser Familie sein zu dürfen.



Nun ist auch diese letzte Station unseres Langzeiturlaubs seit einigen Stunden Vergangenheit, und mit sehr gemischten Gefühlen fliegen wir gerade – mit einem Flugzeug von Alaska Airlines mit der riesigen Aufschrift: „MORE TO LOVE“ wieder zurück Richtung Heimat. In San Diego haben wir gerade eine halbe Nacht im Terminal hinter uns und fühlen uns noch leicht gerädert. Von hier aus geht es erst am Nachmittag weiter nach Frankfurt. So hoffen wir, dass wir uns zum Abschluss unseres Reiseblogs bald noch ein letztes Mal von Bonn aus melden können.

Dienstag, 5. September 2017

Big Island 2


Ebenso wie die erste Woche unserer Zeit auf Big Island war auch die zweite geprägt von vielen, vielen Schnorchelgängen an den schon beschriebenen Stellen, es haben sich bereits Schwimmhäute zwischen unseren Fingern gebildet. Mindestens einmal täglich kamen wir zur Two Steps Bay, wo sich die aus unserer Sicht schönsten und ausgedehntesten Korallenriffe befinden und ein guter Einstieg möglich ist.


Zudem ist hier einfach der spirit of Hawaii am besten spürbar und es kam immer wieder zu schönen Begegnungen mit anderen Menschen.

Begegnungen mit Delfinen sind dagegen recht selten geblieben. Unser schönstes gemeinsames Erlebnis hatten wir mittags in der Kealakekua Bay. Als wir dort ankamen, sahen wir zunächst einige Delfine in nicht allzu großer Entfernung und entschieden uns, trotz ziemlich hoher Brandungswellen hinzuschwimmen. Als wir die Stelle erreicht hatten, sahen wir bei guten Sichtverhältnissen eine Gruppe von rund 30 Spinner Dolphins in ganz geordneter Formation unter uns hindurchtauchen, darunter zwei Babys, beidseitig geschützt von großen Tieren. Nach einer Weile kamen sie wieder zum Vorschein, holten Luft und wir entdeckten, dass die meisten Tiere wohl auf ihre eigenwillige Art schliefen, aber einzelne recht munter waren, auch unsere Nähe suchten und unmittelbar vor uns einige ihrer Drehsprünge vollführten. Wunderschöne Momente, leider allzu kurz, denn genauso wie sie aufgetaucht waren, sind sie dann auch schon wieder verschwunden.

Für den letzten Tag unseres Captain Cook-Aufenthalts hatten wir dann noch eine „Snorkeling with Dolphins“-Tour gebucht. Auf der Suche nach Delfinen sind wir mit einer kleinen Gruppe auf einem Zodiac rund 40 km an der Küste entlang gefahren, unsere Suche blieb aber leider völlig ergebnislos. Enttäuscht kehrten wir nach vier Stunden in den Hafen zurück. Den verbleibenden Tag nutzten wir dann noch für eine Tour in Richtung Nordküste, wo es heiß und trocken ist und die Landschaft noch sichtbar von den Lavaströmen früherer Vulkanausbrüche gebildet wird, die höchstens von gelben Gräsern bedeckt sind.  In dieser abweisenden, trost- und schattenlosenlosen Gegend finden wieder Mitte Oktober das 180km-Radrennen und der Marathonlauf des Ironman statt.



Unmittelbar angrenzend an die Schnorchelbucht des Two Steps Beach befindet sich als eine Art Freilichtmuseum der Honaunau Historical Park. In der hawaiianischen Tradition war dieser Ort eine Zufluchtstätte und Rehabilitierungsmöglichkeit für Menschen, die wegen einer Gesetzesüberschreitung den Tod verdient hatten. Wer es schaffte, von seinem Dorf aus hierher zu schwimmen, dem wurde vom Tempelpriester dort  Absolution erteilt und er konnte wieder nach Hause zurückkehren. Ein sehenswerter Ort, der einen wichtigen Teil der hawaiianischen Geschichte lebendig werden lässt.



Von gleicher Stelle aus schauten wir uns den Start der weltweit längsten Ruderregatta (vielleicht auch der einzigen?) mit Auslegerkanus an, an dem viele Ruderclubs der Insel teilnahmen. So kam sicherlich eine dreistellige Anzahl von Booten zusammen, jeweils besetzt mit sechs Kanuten, die weit draußen im offenen Meer starteten und die etwa 30 Meilen entlang der Küste bis zu einem kleinen Hafen hinter Kona bei ziemlich rauer See zurückzulegen hatten. Ein buntes und beeindruckendes Spektakel, das auch dank der vielen Begleitboote etwas an den Beginn einer Seeschlacht erinnerte. Kanufahren ist hier der Volkssport schlechthin.


Ein weltweit einmaliges Erlebnis wird in der abendlichen Dunkelheit in der Kelua Bay, etwas südlich von Kona, geboten, an dem Rainer teilnahm. Bereits seit vielen Jahren wird hier Plankton mit Hilfe von speziellen Lichtstrahlern angelockt, die unter einer schwimmenden Plattform angebracht sind. An der Plattform hängen mit ausgestreckten Armen Schnorchler, die darauf warten, dass das angesammelte Plankton von Mantarochen, englisch Manta Rays, aufgesogen wird. Und es dauerte tatsächlich gar nicht lange, bis der erste dieser mit einer „Flügelspannweite“ von mehr als 5m elegant und majestätisch wirkenden sanften Riesen wie ein Adler mit weit geöffnetem Maul aus der Tiefe emporkam und hautnah an der Plattform und den Schnorchlern vorbeistrich, um das Plankton einzusammeln. Der Wahnsinn! Der Manta drehte sich dann mit einer Rolle vorwärts noch zweimal, bis er schließlich mit seinem Riesenmaul, durch das man tief ins Innere des Tieres schauen konnte, auch das letzte Plankton erfasst hatte.  Das gleiche Schauspiel wiederholte sich noch einige Male mit anderen Mantas, die hier alle Namen haben (habe mir nur Ray Charles gemerkt),  bis es schließlich zu kalt wurde und es wieder an Bord ging.


Jammerschade, dass wir schon Abschied nehmen müssen von der Paliuli-Farm, den Delfinen und  den schönen Schnorchelbuchten an der Westküste. Tom hatte uns fast jeden Morgen frisches Obst von der Farm hingelegt, mal Bananen, mal Mangos, Sternfrüchte oder Limonen. Wenn nicht, gab es am Straßenrand von den benachbarten Farmern Obststände, wo man für kleines Geld zusätzlich auch Avokados oder Banana Bread mit Macadamianüssen, die hier neben Kona-Kaffe ebenfalls allenthalben wachsen, erwerben konnte.


Er und seine Kumpels sorgten dafür, dass die
Moskitos nicht Überhand nahmen

"Painted Church" in unserer Nachbarschaft
So gab es immer reichlich leckeres frisches Obst fürs Müsli oder auch Smoothie zwischendurch.

Den Abschied etwas leichter macht uns der Gedanke an die aktiven Vulkane auf der Ostseite von Big Island, der allerletzten Etappe unserer Reise.